Frauen-Bundesliga: Zaghafte Zeichen für mehr Spannung
Nürnberg gelingt der erste Sieg überhaupt in der Bundesliga und Bremen steht so gut da wie nie. Bislang aber profitieren Investorenklubs.
Leere Stadien gelten gemeinhin als Makel. Sie haben aber den Vorzug, dass sie Gefühle auf dem Platz erlebbar machen. Die Gefühle der Nürnbergerinnen waren am Samstagmittag jedenfalls eine Show für sich. Kollektiv stürmte die Bank nach Abpfiff in Freiburg den Platz, das Jubelgeschrei hallte durchs ganze Rund. Kein Pokal oder Aufstieg diesmal, aber: der historische erste Sieg für die Club-Frauen in der Bundesliga. Das Team, das personell kaum verändert in die neue Liga musste und an den ersten Spieltagen mit 1:5 und 0:6 demontiert wurde, scheint sich langsam in den Wettbewerb hineinzukämpfen. Auswärts in Freiburg brauchte es eine Abwehrschlacht und etwas Glück mit der Latte, aber nun haben die schon als sichere Absteigerinnen gehandelten Nürnbergerinnen zumindest gepunktet.
Ihre Lage ist symptomatisch, denn trotz (und wegen) fortschreitender Professionalisierung hat die Bundesliga mit enormen Budget- und Leistungslücken zu kämpfen. Turbine Potsdam stieg in der vergangenen Saison in einem Totalcrash mit acht Punkten ab, davor verabschiedete sich Carl Zeiss Jena mit nur fünf Punkten. Gute Nachricht für die Nürnbergerinnen: Sie haben am fünften Spieltag fast die gesamte Saisonausbeute von Jena geholt. Es darf zumindest wieder gehofft werden.
Keine spielerische Augenhöhe
Und auch sonst gibt es zaghafte Zeichen für mehr Spannung. Ein kleines Märchen erleben derzeit die Bremerinnen, die sich bisher nur mühsam in der Liga etablierten. Nach dem 1:1 gegen Essen verzeichnen sie sieben Punkte auf dem Konto, auch das ein historischer Wert. Angetrieben von einem begeisterungsfähigen Publikum – am Highlightspieltag der vergangenen Woche waren die meisten Fans, nämlich 21.000 Anhänger:innen, ja genau, in Bremen zu finden. Und auch das ist Vereinsrekord.
Mehr spielerische Ausgeglichenheit bedeutet all das nicht zwingend; das Spiel Essen gegen Bremen war, wenn man den Berichten glauben darf, kein Augenschmaus, die Bremerinnen kamen eher glücklich zum Punkt. Und von der breiteren Spitze profitieren derzeit vor allem Investorenteams: Das Führungsquartett bilden neben Bayern Wolfsburg, Hoffenheim und Leverkusen. Da rollt der Rubel zu den Frauen leichter, und es gähnen leere Stadien in Leverkusen oder Hoffenheim.
Die Liga braucht dringend mehr Ambition der fanstarken Klubs. Und noch mal Champions League für Werder, wo gäbe es das sonst? Bei den Männern wahrscheinlich nie mehr. Alina Schwermer
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