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„Das Chaos in dieser Zeit trifft jeden“

Farhad*, 53, Anwalt aus Isfahan

Das Wichtigste für mich sind meine Gesundheit und die meiner Familie. Ich habe eine 22-jährige Tochter, die in Teheran studiert, ich selbst wohne mit meiner Frau in Isfahan und arbeite hauptsächlich, um das Studium meiner Tochter zu finanzieren. Als Anwalt bin ich es gewohnt, mich mit den Sorgen der Menschen zu befassen und ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen. Aber im letzten Jahr habe ich mich sehr ohnmächtig gefühlt. Fast alle Sorgen der Menschen haben mit der Regierung zu tun, ob wegen der schlechten Wirtschaft oder der islamischen Sittengesetze.

Mit Straßenprotesten haben wir nichts zu tun gehabt. Aber das Chaos in dieser Zeit trifft jeden. Meiner Frau ist am Steuer mehrmals das Kopftuch heruntergerutscht, sofort wurde sie von den Kameras (mit Gesichtserkennung), die überall im Land aufgestellt wurden, geblitzt und per SMS verwarnt. Wenn das noch einmal passiert, drohen uns die Beschlagnahmung des Autos und hohe Geldstrafen.

Dieser Stress gehört zu unserem Alltag, aber normal ist es deshalb noch lange nicht. Die Wirtschaft und die Unterdrückung werden gefühlt mit jedem Tag schlimmer, ich weiß nicht, wie lange das noch so weitergehen kann. Meine Tochter will nach dem Studium nach Wien ziehen. Früher haben mich ihre Auswanderungspläne traurig gemacht, aber mittlerweile wünsche ich ihr, dass sie das Land so bald wie möglich verlässt und in Sicherheit leben kann.

Persönlich wünsche ich mir für die Zukunft Irans, dass die Menschen es schaffen, ihr Problem mit der Regierung selbst zu lösen, ohne dass sich ausländische Mächte einmischen. Wann immer ausländische Mächte in Iran ihre Hand im Spiel hatten, ist alles nur noch schlimmer geworden. Wir brauchen keine Hilfe, uns reicht es, wenn der Westen aufhört, mit unseren Peinigern Geschäfte zu machen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Protokoll: Teseo La Marca

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