Kleine Klimakonferenz COP in Bonn: Schlafwandeln Richtung Abgrund

Die UN-Zwischenkonferenz in Bonn startet mit Skepsis. ExpertInnen erwarten wenig Gutes für die Klimakonferenz Ende des Jahres in Dubai.

Portait von Sultan Ahmed al-Dschaber

Der designierte Präsidenten der COP 28, Sultan Ahmed al-Dschaber, hier beim Klimadialog am 3. Mai Foto: Kira Hoffmann/photothek/imago

BERLIN taz/dpa/afp | Mit wenig Optimismus sind am Montag in Bonn die zehntägigen Zwischenverhandlungen für die nächste Weltklimakonferenz gestartet. „Wir machen nicht genug und als Weltgemeinschaft schlafwandeln wir auf einen Abgrund zu“, erklärte die Klimabeauftragte des Außenministeriums, Jennifer Morgan, zum Auftakt der Verhandlungen. Die 28. Weltklimakonferenz, kurz COP 28, soll Ende des Jahres in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) stattfinden.

„Wir haben jetzt noch sieben Jahre, um die globalen Emissionen zu halbieren und so die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu verhindern“, sagte Morgan. Nötig sei deshalb ein klarer Plan zum Ausstieg aus den fossilen Energien, außerdem plädierte sie für ein globales Ziel für Erneuerbare.

Vom 30. November bis zum 12. Dezember soll in Dubai unter anderem eine Bilanz der Bemühungen seit Beschluss des Pariser Weltklimaabkommens 2015 gezogen werden. Zweites großes Thema ist die Anpassung an den Klimawandel. Zudem geht es darum, wie sich Klimaschutz sozialverträglich gestalten lässt.

Die „kleine COP“ in Bonn soll eine Grundlage für die Konferenz in Dubai legen. Skeptisch sind viele ExpertInnen, weil sie von den Vereinigten Arabischen Emiraten als Gastgeber kaum entscheidende Schritte zur Reduzierung fossiler Brennstoffe erwarten. Das sei hochproblematisch, sagte Martin Kaiser, Chef der Umweltschutzorganisation Greenpeace: „Da hat man den Bock zum Gärtner gemacht.“

Emirate einer größten Ölproduzenten

David Ryfisch von Germanwatch forderte, Deutschland müsse sich in Bonn mit anderen Staaten zu einer progressiven Allianz zusammenschließen. Mit Spannung wurde der Auftritt des designierten Präsidenten der COP 28 erwartet, Sultan Ahmed al-Dschaber. Er ist Industrieminister und Chef des staatlichen Ölkonzerns Adnoc. Die Emirate zählen zu den zehn größten Ölproduzenten der Welt und wollen trotz Klimakrise ihre Öl- und Gasproduktion ausbauen. Allein im zweiten Halbjahr 2022 nahm Adnoc acht neue Bohrinseln in Betrieb.

Umweltorganisationen und Klimaexperten hatten wegen der vermeintlichen Interessenskonflikte mit scharfer Kritik auf die Personalie reagiert. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch ermahnte die „stark repressive Regierung“ der VAE, zivilgesellschaftliche Proteste rund um die COP zuzulassen.

Die Präsidentschaft müsse „schnell zeigen“, wie ernst es ihr mit den erneuerbaren Energien sei, sagte Laurence Tubiana, Architektin des Pariser Klimaabkommens von 2015 und Präsidentin der Europäischen Klimastiftung. „Heute ist es wichtiger denn je zu erkennen, dass das Zeitalter der fossilen Energien zu Ende geht.“

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