Abstiegskampf in der Frauenbundesliga: Männer im Hintergrund
Die Fußballfrauen vom SV Meppen verlieren gegen Wolfsburg. Der Abstieg droht. Für Vereine wie Meppen wird es schwieriger in der Liga mitzuhalten.
Dass der Frauenfußball immer beliebter wird, ist Fluch und Segen zugleich: Immer mehr Geld fließt hinein. Für Vereine wie den SV Meppen, Aufsteiger der aktuellen Saison, ist es schwierig mitzuhalten.
Das Team wurde vor der Saison neben dem MSV Duisburg und Werder Bremen als Abstiegskandidat gehandelt. Das Schicksal, aufzusteigen und gleich wieder abzusteigen, erlebten die Emsländerinnen bereits vor drei Jahren. Meppen gehört mit Turbine Potsdam, SGS Essen und MSV Duisburg zu der kleinen Gruppe an Teams, das nicht einem Klub angehört, der in der Männerbundesliga spielt. Potsdam steht bereits als Absteiger fest.
An der Spitze stehen Bayern und Wolfsburg, die seit Jahren großen Fokus auf die Entwicklung der Frauenteams setzen. „Diesen Vereinen kann man nur mit Kampfgeist, Zusammenhalt und Leidenschaft gegenüberstehen“, sagt Verteidigerin Lisa-Marie Weiss, die bislang in allen Spielen des SV Meppen auf dem Platz stand. Diese Eigenschaften hätten dem Verein auch geholfen, in der aktuellen Saison zu bestehen, sagt sie. Leidenschaft zeigte Meppen auch am Sonntag gegen Wolfsburg: Das Team führte zweimal, verteidigte engagiert, das entscheidende Tor fiel erst in der Nachspielzeit.
Rekordeinnahmen decken Ausgaben noch lange nicht
In der kommenden Saison wird mit dem Frauenteam von RB Leipzig ein weiterer Klub in der Frauenbundesliga spielen, der ein Pendant bei den Männern aufweisen kann. Die Tendenz ist steigend, auch wenn Vereine wie Borussia Dortmund oder Schalke 04 erst am Anfang ihrer Reise stehen. Ihre Frauenteams werden aber schon jetzt finanzkräftig unterstützt.
Der DFB hat im Februar dieses Jahres vermeldet, dass die Erträge der Klubs in der Saison 2021/22 in der Frauen-Bundesliga mit mehr als 17 Millionen Euro einen Höchstwert erreicht haben. Dem stehen allerdings doppelt so hohe Rekordausgaben von 35 Millionen Euro gegenüber. Laut DFB investieren die Männer-Profiklubs stärker in den Frauenfußball und gleichen Fehlbeträge teilweise aus. Wie wollen Vereine wie der SV Meppen diese Aufwendungen bewerkstelligen?
Beim SV Meppen wird nicht so viel in das Frauenteam gepumpt wie bei den Klubs, die in der Männerbundesliga spielen, sagt Trainerin Carin Bakhuis. Eine Ungleichheit in der Frauen-Bundesliga fürchte sie aber nicht. „Das ist eben so, dass die Vereine, die mehr Geld haben, mehr Qualität kaufen können.“ Für sie sei Fußball harte Arbeit. „Das ist meine Identität. Deswegen liebe ich es, für einen Verein wie den SV Meppen zu arbeiten.“ Dort habe man aus den Möglichkeiten, die man hat, alles herausgeholt. „Das ist eine geile Herausforderung.“ Auf Dauer hoffen aber auch die kleinen Vereine darauf, nicht aufgefressen zu werden, sagt Bakhuis.
Ihre Spielerin Weiss sieht auch keine Ungleichheit wie in der Männer-Bundesliga auf sich zukommen. Trotzdem sei es schwierig für den SV Meppen, dagegenzuhalten. „Am Beispiel Turbine Potsdam zeigt sich, dass es auch im Frauenfußball eine Tendenz dahin gibt, dass das Geld immer wichtiger wird.“
Mittelfeldspielerin Athanasia Moraitou und Stürmerin Lydia Andrade verlassen den Verein. Das ist jetzt schon bekannt. Moraitou wechselt zum Zweitliga-Aufsteiger Union Berlin; Andrade geht zum Erstliga-Aufsteiger RB Leipzig. Dass sich Spielerinnen dazu entscheiden, zu Vereinen zu wechseln, wo es mehr Geld zu verdienen gibt, sei verständlich, sagt Weiss. „Diese Thematik muss man akzeptieren. Wir sind aber auch stolz darauf, Spielerinnen des SV Meppen zu größeren Vereinen schicken zu können.“
Wie das Team in der kommenden Saison aussehen wird, hängt natürlich davon ab, in welcher Liga der SV Meppen spielen wird. „Für uns ist es wichtig, früh planen zu können“, sagt Bakhuis. „Wenn wir die Klasse halten, wäre es ein großer Schritt in Richtung Professionalisierung.“
Die Trainerin verweist auf das schwere letzte Saisonspiel bei Eintracht Frankfurt, das zuletzt sogar Wolfsburg besiegt hatte. Die direkte Konkurrenz aus Köln und Duisburg trägt Heimspiele gegen Essen und Hoffenheim aus. „Aber wir haben einen guten Teamprozess entwickelt, immer die Ruhe und Stabilität bewahrt. Das ist wichtig für die Zusammenarbeit.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung