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Mehr Tote als gedacht

Russland korrigiert Opferzahl nach oben, Putin bestellt patriotisches Filmfestival für die Moral

Von Barbara Oertel

Moskau hat die Anzahl getöteter Soldaten eines ukrainischen Angriffs auf die Stadt Makiiwka am Rande von Donezk nach oben korrigiert. War bislang die Rede von 63 Todesopfern gewesen, nannte das russische Militär am Dienstagabend die Zahl von 89.

Ukrainische Truppen hatten in der Silvesternacht von einem von den USA gelieferten Raketenwerfersystem des Typs Himars sechs Raketen auf ein Gebäude „im Raum Makiiwka“ abgefeuert, in dem die Soldaten untergebracht waren. Zwei Raketen wurden abgefangen, vier trafen das Gebäude und brachten es zum Einsturz. Unter den Toten sei auch der Vizekommandeur des Regiments, sagte Generalleutenant Sergei Sewrjukow.

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte Informationen, wonach der Gebrauch von Mobiltelefonen für die hohe Anzahl von Opfern mit verantwortlich sei. „Es ist offensichtlich, dass trotz Verbots der Hauptgrund für das, was passiert ist, die Inbetriebnahme und massenhafte Nutzung von Mobiltelefonen durch das Personal in der Reichweite feindlicher Waffen war. Dieser Faktor ermöglichte es dem Feind, die Koordinaten des Standorts von Militärpersonal für einen Raketenangriff zu lokalisieren und zu bestimmen “, heißt es in einer Erklärung des Ministeriums, aus der das russischsprachige Internetportal insider.ru zitiert.

Auch das britische Verteidigungsministerium wartete mit Erkenntnissen zum Angriff auf Makiiwka auf. So sollen neben den Wohnquartieren des Militärs Munition gelagert gewesen sein, die bei dem ukrainischen Angriff detoniert sei und weitere Explosionen verursacht habe, heißt es im Tagesbericht zur Lage in der Ukraine. Dabei stütze sich das Ministerium auf eine Analyse des Ausmaßes der Zerstörung vor Ort. Fotos und Videos nach zu urteilen, wurde das Gebäude der Berufsschule, in der russische Soldaten stationiert waren, vollständig zerstört.

Zur Abwechslung meldete sich wieder einmal der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland, jetziger ukrainischer Vize-Außenminister, Andrij Melnyk, zu Wort. Im Deutschlandfunk betonte er die Notwendigkeit eines Friedensgipfels. Diese Idee hatte Außenminister Dmytro Kuleba im vergangenen Monat ins Gespräch gebracht. Geht es nach Kuleba, soll der Gipfel Ende Februar am Sitz der Vereinten Nationen in New York stattfinden.

Russland zeige zwar derzeit keine Bereitschaft zu ernsthaften Gesprächen. Dennoch müsse die Ukraine Vorbereitungen treffen, um den zehn Punkte umfassenden Friedensplan ihres Präsidenten Wolodimir Selenski abzuarbeiten. Die Ukrainer seien diejenigen, die am meisten unter dem Krieg litten, sagte Melnyk im deutschlandfunk. Angesprochen auf die Möglichkeit direkter Gespräche zwischen Selenski und Russlands Präsidenten Wladimir Putin, sagte Melnyk, diese Frage stelle sich ohnehin nicht. Man bekomme keinerlei Signale aus Moskau, dass Präsident Putin zu Gesprächen mit Selenski bereit sei.

Putin hat offensichtlich anderes zu tun. So hat er jetzt das Kulturministerium angewiesen, die Vorführung von Dokumentarfilmen in russischen Kinos sicherzustellen, die der „militärischen Sonderoperation“ und dem „Kampf gegen die Verbreitung neonazistischer und neofaschistischer Ideologien“ gewidmet sind. Das berichtet das oppositionelle russischsprachige Webportal Meduza. Die Abteilung wird zudem verpflichtet, ein Festival patriotischer Dokumentarfilme zu organisieren. Bis zum 1. Februar 2023 soll die Leiterin des Kulturministeriums, Olga Ljubimowa, Vorschläge ausarbeiten.

Darüber hinaus müssen das Kulturministerium und Bildungsministerium bis zum 1. April 2023 „öffentliche Räume, Kunstobjekte und Schulmuseen“ über die Teilnehmer der „Sonderaktion“ bereit stellen und entsprechende Unterrichtstunden in Schulen durchführen.

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