Bundeskanzler bei der acatech: Magier der Wissenschaft

Mit Magie und Voodoo wollen Wissenschaftler in der Regel nichts zu tun haben. Bundeskanzler Scholz wünscht sich dennoch etwas Zauberkunst.

Olaf Scholz verlässt ein Gebäude bei Nacht

Olaf Scholz nach seiner Rede vor der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften am 18. Oktober Foto: Michael Kuenne/ZUMA Press/imago

BERLIN taz | „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden“, war die Ansicht des englischen Physikers und Science-Fiction-Autors Arthur C. Clarke („2001: Odyssee im Weltraum“). Bundeskanzler Olaf Scholz überraschte am Dienstag die Festversammlung der Technik-Akademie „acatech“ in Berlin, als er diesen Satz seiner Grundsatzrede voranstellte. Die seit 20 Jahren bestehende ranghöchste Vereinigung des deutschen Ingenieurwissens ist schließlich auf nüchterne Rationalität und Faktizität gepolt; mit Magie und Voodoo wollen die Techniker nichts zu tun haben.

„Zauberkunst brauchen wir in diesen Krisenzeiten mehr denn je“, ging der Regierungsschef dann noch weiter, um im nächsten Satz auf den Krieg in der Ukraine zu kommen. Bei Russlands Krieg gehe es „auch um metaphysische Grenzen, um unsere Regeln der Zusammenarbeit und des Zusammenhalts, unsere Werte und unseren Wohlstand“, so Kanzler Scholz zur Definition von „Zeitenwende“.

Dann aber kam er auf die technologischen Hardfacts zu sprechen. Zwei Hauptaufgaben hätten die Techniker in Deutschlands zu schultern: die Verbesserung der technologischen Souveränität und den energiepolitischen Umstieg auf die „Wasserstoff-Republik“. Zur Souveränität gehöre die Verfügungsmacht über die eigenen Daten, wie sie etwa im Bereich der Mobilität anfallen.

Es sei zu begrüßen, wenn acatech am weiteren Ausbau des „Mobility Data Space“ führend mitwirke, das eines der Leuchtturmprojekte auf der europäischen Datenplattform „GAIA-X“ darstelle. „Ein Stück Magie made by acatech“, befand der Kanzler, seine Leitsentenz ständig variierend. Der Präsident einer anderen Wissenschaftsorganisation meinte später: „Scholz hat einen guten Redenschreiber“.

Ein schneller Hochlauf

Er hoffe, so der Kanzler weiter, dass acactech mit dem geplanten „Datenraum Kultur“ und einem weiteren „Datenraum Gesundheit“ ähnlich erfolgreich sein werde. Der schnelle Hochlauf „grüner“ Wasserstofftechnologien bestimme das Gelingen der Energiewende und die Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität.

„Wir brauchen einen Elektrolyse-Boom in Europa“, sagte Scholz. Die Mittel für nötige Infrastruktur stünden mit Programmen wie „Next Generation EU“ oder „IPCEI Wasserstoff“ bereit. „Der Schlüssel zur großindustriellen Anwendung von Wasserstoff aber sind Forschung und Erfindergeist“, so Scholz. Auch hier leiste acatech wichtige Beiträge, etwa mit seiner Plattform „Energiesysteme der Zukunft“.

Der „acatech“-Akademie gehören rund 600 Mitglieder aus den Ingenieur- und den Naturwissenschaften, der Medizin sowie aus den Geistes- und Sozialwissenschaften an. Sie arbeiten in Projekten mit externen Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammen.

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