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Kleine Objekte, große Story

Vier Objekte aus dem GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig sollen 2023 zurück nach Australien

Der Elder der Kaurna, Michael Kumapti O’Brien, mit Klang-hölzern beim Gespräch über die Restitution 2019 in Adelaide Foto: Birgit Scheps-Bretschneider

Aus Leipzig Susanne Messmer

Schon ein knappes halbes Jahrhundert, bevor die deutsche Kolonialgeschichte begann, sind sie hierhergekommen – heute werden der Rindenschäler, das Fischnetz, der Speer und die Keule, die einst First Australians gehörten, im Raum der Erinnerung im GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig ausgestellt. Der jüngst eingerichtete Raum ist der erste für Rück­gabe­zeremonien in einem deutschen Museum. Nächstes Jahr werden die vier Objekte in ihre Heimat zurückgehen. „Wie genau sie im Kontext der damaligen kolonialen Strukturen angeeignet oder übergeben wurden, können wir nicht sagen“, berichtet Friedrich von Bose, der die Abteilung Forschung und Ausstellungen der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen ­Sachsen ­leitet, zu denen das Museum gehört. „Und dennoch müssen sie zurück, wenn wir das Museum neu denken.“ Denn die Objekte haben für die Kaurna-Gemeinschaften großen ideellen Wert.

Von dieser Geschichte kann am besten Birgit Scheps-Bretschneider erzählen, die seit über 40 Jahren am Museum arbeitet. Sie reist regelmäßig nach Australien und pflegt dort Kontakte. Auch den ersten Besuch einer Delegation von First Australians 2011 hat sie erlebt. Sie berichtet, dass im Jahr 1838 drei Mis­sio­na­re einer Missionsgesellschaft in Dresden, Heinrich August Eduard Meyer, Clamor Wilhelm Schürmann und Christian Gottlob Teichelmann, nach Australien reisten. Sie wurden von den Kaurna, einer Bevölkerungsgruppe der Aborigines, herzlich willkommen geheißen.

Birgit Scheps-Bretschneider hat Nach­fah­r*in­nen der damaligen Gast­ge­be­r*in­nen getroffen, die noch heute von den Missionaren positiv berichten. Auch durch die Aufzeichnungen der Missionare ist bekannt, dass sie für die Beibehaltung der indigenen Identität der Kaurna eintraten und in kurzer Zeit ihre Sprache lernten. Sie schrieben ein Wörterbuch und eine Grammatik, die bis heute als wichtigste Werkzeuge zur Wiederbelebung der fast ausgestorbenen Sprache gelten.

Die vier Objekte, welche die Missionare wahrscheinlich von den Kaurna erhielten, um ihr Überleben in Australien zu sichern, zählen bis heute zu den ältesten Zeugnissen der Geschichte der First Australians. Es gebe sogar nur ein einziges weiteres Objekt der Kaurna aus dieser Zeit, das übrig geblieben sei, berichtet Scheps-Bretschneider, und zwar einen Schild im South Australian Museum in Adelaide. Das Museum habe sich bereit erklärt, den Schild gemeinsam mit den vier Objekten aus Deutschland ans Tauondi Aboriginal College zu geben, wo Aborigines Schulabschlüsse und Berufsausbildungen machen. Zum Abschluss schenken die Schü­le­r*in­nen dem College ein Objekt aus ihrer Kultur, deshalb verfügt es über eine eigene Sammlung.

„Die Angst der deutschen Museen vor leeren Depots ist mir unbegreiflich“, sagt Friedrich von Bose. Für seine Promotion hat er den Planungsprozess des Berliner Humboldt Forums untersucht und kennt die Abwehrhaltung vieler Kol­le­g*in­nen. „Jede Rückgabe bringt doch so viel zurück. Wir werden immer reicher.“

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