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„Die Kunst schafft einen Mehrwert für das Gebäude“

Seit 70 Jahren gibt es das Programm „Kunst am Bau“: Eine Diskussion in Bremen fragt nach dessen Bedeutung für die Gegenwart – und seiner Zukunft

Arie Hartog

Jahrgang 1963, Kunsthistoriker, seit 2009 Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses.

Interview Hannah Reupert

taz: Arie Hartog, ist Kunst am Bau eine schöne Idee von gestern oder ist sie noch aktuell?

Arie Hartog: Ja, absolut. Sie verdient es reanimiert zu werden. Die ganze Idee ist lange untergegangen, da die Architektur sich nicht für Kunst interessiert hat und es ein lästiger Kostenposten wurde. Inzwischen sieht man, Kunst um, am, beim Bau ergibt Sinn. Deswegen sollte man darüber wieder öffentlich nachdenken und diskutieren.

Was sind Ihre Lieblingswerke in Bremen?

Gute Frage … jetzt gerade, daran sieht man wie wichtig die Kunst am Bau sein kann, ist es die Arbeit von Constantin Jaxy am Horner Bad.

… dieser große weiße Strudel auf dunkelblauem Grund?

Da fahre ich jeden Tag mit dem Fahrrad vorbei und jeden Tag erfreue ich mich daran. Das ist ein schönes Beispiel, wie Kunst am Bau im öffentlichen Raum gute Laune macht.

Also ist Kunst am Bau für Sie eher eine rein ästhetische Komponente im öffentlichen Raum?

Nein. Es gibt eine ganze Reihe von Komponenten. Es geht darum, wie machen wir uns eine Vorstellung von unserer Stadt und dabei spielt Ästhetik eine nicht unwichtige Rolle. Es ist ein Angebot im Stadtraum. Das tatsächlich, glaube ich, wenn es ganz allgemein um die Gestaltung von Stadt geht, ein schwer unterschätztes Medium ist – sowieso: Wenn es um Stadtplanung geht, ist in Bremen Gestaltung oft etwas unterbelichtet.

Welche Kriterien gibt es für die Kunst am Bau?

Das ist immer abhängig vom jeweiligen Verfahren. Im Vorfeld wird festgelegt, was gemacht werden soll und welche Jury es gibt. Grundsätzlich ist die Frage, über die auch in Bremen gesprochen wird und was auch gut ist: Wie wird diese Jury zusammengestellt? Müssen das nur Fachleute sein? Müssen das auch Anwohner sein? Wie kriegt man da eine vernünftige, sozusagen transparente Mischung hin? Das ist aber eine politische Aufgabe.

Sollte es für die weitere Entwicklung der Kunst am Bau in Bremen eine Stoßrichtung gegeben?

Nein natürlich nicht, das wäre übel.

Wieso?

Bremer Stadtdialog: Wie weiter mit der Kunst am Bau? Diskussion mit Arie Hartog, Susanne Kirchmann (Immobilien Bremen) und Martin Pampus (Bund deutscher Architektinnen), moderiert von Wolfgang Hübschen vom Bremer Zentrum für Baukultur, Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5 19. 7., 19 Uhr

Kunst und Architektur entwickeln sich. Und es geht darum gesellschaftlich brauchbare, relevante Schnittstellen zu schaffen. Jetzt schon zu sagen in welche Richtung sich das entwickelt – nö, das wäre völlig daneben!

Bewahrt Kunst am Bau vor Graffiti?

Nein. Das können Sie ja sehen! Und das ist auch ein ganz schwaches Argument. Das Argument muss immer sein, die Kunst schafft einen Mehrwert für das Gebäude, für die Umgebung, für die Leute, die dort ein- und ausgehen.

Was meinen Sie mit Mehrwert?

Dieser Mehrwert wird meist als rein ästhetisch beschrieben, das halte ich in der heutigen Situation für problematisch, das muss man viel offener sehen. Aber die Kunst als Graffitischutz zu funktionalisieren, ist falsch. Grundsätzlich wäre es ganz toll, wenn man in dieser Stadt die Arbeit von anderen respektieren würde. Aber das passiert ja nicht immer.

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