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Was Bremen Tag für Tag rettetDie Stars aus der Altstadt

Meine Tochter Hatice mag das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten nicht. Dabei ist es das wertvollste Märchen der Welt.

Was wäre Bremen ohne die Stadtmusikanten? Statue plus Besucherin in der Bremer Innenstadt Foto: dpa / Sina Schuldt

W ie jeden Abend muss ich meiner Tochter Hatice vor dem Schlafengehen ein Märchen vorlesen. Heute sind die Bremer Stadtmusikanten dran. Ein wahres Meisterwerk. Hatice findet aber die höchst clevere Geschichte total doof. Ich denke mal, weil keine einzige hübsche Prinzessin mit tollen Kleidern drin vorkommt. Nicht mal eine mit hässlichen Kleidern.

„Vier Tiere retten auf einmal eine ganze Stadt. Wie dumm ist das denn, Papa? Dümmer als Pokémon“, meckert sie übellaunig.

„Das ist überhaupt nicht dumm. Diese superintelligenten Tiere retten Bremen auch nicht auf einmal, sondern tun es seit Jahrzehnten immer wieder – Tag für Tag“, versuche ich meiner begriffsstutzigen Tochter die wahre Heldentat dieses Märchens beizubringen. „Kein anderes Märchen auf der Welt ist so wertvoll, wie die Bremer Stadtmusikanten“, erkläre ich ihr.

„Doof, doof, doof! Ich will nichts mehr hören! Basta!“, kreischt sie und zieht die Decke über den Kopf.

Meine kleine Tochter ist sehr demokratisch. Ich weiß nicht, von wem sie das hat.

„Hatice, haben wir riesengroße und spannende Pyramiden in Bremen?“, frage ich sie.

„Natürlich nicht. Die Dinger sind doch in der Wüste. Wir haben das hässliche Osterholz-Tenever“, zischt sie.

„Siehst du. Die attraktiven Pyramiden sind leider in Ägypten. Haben wir einen sehr hohen, herrlichen Eiffelturm in Bremen?“, frage ich sie wieder.

Papa, meinst du wirklich, dass alle Menschen wegen dieses doofen Märchens nach Bremen kommen?

„Natürlich nicht. Der ist doch in Paris. Wir haben den doofen Fallturm hier.“

„Haben wir viele hübsche Wasser-Kanäle in Bremen wie in Venedig, auf denen tausende, dickbäuchige Gondolieri den Touristen für viel Geld höchst romantische Lieder trällern?“

„Nein, haben wir nicht. Wir haben nur diese blöde Weser, wo ständig diese doofen Werderfans rumgrölen.“

„Das stimmt. Oder haben wir etwa ein großes Brandenburger Tor hier wie in Berlin?“

„Nein, haben wir auch nicht. Wir haben nur dieses Steintor, wo die ganzen besoffenen Penner rumlaufen.“

„Siehst du, Töchterchen, all diese Schönheiten haben wir nicht. Aber dank dieses Märchens und der dazugehörigen Mini-Statue haben wir jährlich 1,5 Millionen Touristen hier. Tagtäglich lassen sich Hunderte von Japanern mit denen fotografieren. Weißt du warum?“

„Weil der dumme Esel aus Metall ist, und nicht weglaufen kann?“

„Nein. Weil dieses Stadtmusikanten-Märchen sogar in Japan sehr beliebt ist.“

„Papa, meinst du wirklich, dass alle Menschen wegen dieses doofen Märchens nach Bremen kommen?“

„Natürlich. Das ist kein Märchen, das ist die beste Marketingstrategie der Welt. Ohne diese Geschichte wäre Bremen so was Ähnliches wie Leverkusen, oder Duisburg, oder Dortmund. Nein, Dortmund eher nicht – die spielen jedes Jahr um die Meisterschaft.“

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