Truckerproteste in den USA: Viele Tonnen gegen Washington

Nach kanadischem Vorbild hat sich in den USA ein „People's Convoy“ aus Lkws organisiert. Sie fordern nicht nur ein Ende der Coronamaßnahmen.

Ein mit US-Fahnen behängter und mit Sprüchen bemalter LKW fährt unter einer Brücke hindurch, auf der ebenfalls Menschen mit US-Fahnen winken.

Auf dem Weg in die Hauptstadt: Protest gegen Coronamaßnahmen in den USA am Sonntag Foto: reuters

NEW YORK taz | Stau sind die Pend­le­r:in­nen auf der Autobahn rund um Washington, DC gewohnt. Auf dem Capital Beltway, der sich um die US-amerikanische Hauptstadt sowie einige ihrer Vororte in den Bundesstaaten Maryland und Virginia windet, stockt der Verkehr häufig. In dieser Woche allerdings dürfte das Vorankommen schwieriger werden: US-amerikanische Trucker und andere Demonstrierende wollen den Regierungssitz mit einem Konvoi nach kanadischem Vorbild im Protest gegen Coronamaßnahmen umzirkeln. Am Sonntag gab der selbsternannte „Volkskonvoi“ („People’s Convoy“) einen ersten Vorgeschmack mit zwei Runden über den Beltway.

„Es geht hier um das Visuelle, um denen zu zeigen, wie groß wir sind“, hatte einer der Organisatoren, Brian Brase, den Demonstrierenden noch bei einer morgendlichen Versammlung am Sonntag gesagt, wie aus einem Video auf der Facebookseite der Gruppe hervorging. „Wir werden heute nichts stilllegen“, kündigte Brase mit dem Megafon an und betonte, man wolle „etwas Diplomatie“ an den Tag legen, „um zu zeigen, dass wir nicht unvernünftig sind“. In den kommenden Tagen würden die zwei sonntäglichen Runden aber noch gesteigert.

Die An­hän­ge­r:in­nen haben ihr Lager auf dem Gelände einer Rennstrecke in Hagerstown, Maryland aufgeschlagen. Gestartet war die Gruppe im kalifornischen Adelanto, doch auch aus anderen Orten hatten sich Un­ter­stüt­ze­r:in­nen dem Protestzug angeschlossen.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters waren es hunderte Trucks, Wohnwagen und einfache Pkws, die oft mit US-Flaggen geschmückt über die Autobahn fuhren, während ihnen teilweise Menschen von Überführungen zujubelten. Verzögerte die Parade den Verkehr zunächst, so blieb von einem richtigen Konvoi jedoch nach und nach wenig über: „Wir sind nicht einmal sicher, dass wir es noch einen Konvoi nennen können, weil es sich so über den normalen Verkehr verteilt hat“, zitiert die Washington Post eine Sprecherin der Polizei des Bundestaats Virginia.

Zuspruch aus rechtsextremen Kreisen

Behörden des Bundesdistrikts District of Columbia warnten vor Störungen des Verkehrs in den kommenden Tagen und empfahlen Pend­le­r:in­nen alternative Verkehrsmittel. In der Hauptstadt sind noch bis Mittwoch Mitglieder der Nationalgarde präsent, die bei einer eventuellen Eskalation helfen sollen. Bisher hatten die Organisatoren des „People's Convoy“ mehrfach gesagt, nicht zum Protest in die Hauptstadt hineinfahren zu wollen.

In Kanada hatten die Protestierenden des Vorbilds „Freedom Convoy“ ab Anfang des Jahres Teile der Hauptstadt Ottawa und Grenzübergänge zu den USA lahmgelegt. Gestartet war der Protest vornehmlich mit dem Widerstand gegen Impfvorschriften für Last­wa­gen­fah­re­r:in­nen beim Übertritt der Grenze zu den USA, im Laufe der Zeit hatten sich die Forderungen jedoch ausgeweitet auf eine generelle Geg­ne­r:in­nen­schaft von Coronamaßnahmen und der Regierung von Premier Justin Trudeau.

Ex­per­t:in­nen sahen großen Zuspruch auch aus rechten bis rechtsextremen Kreisen. Die Blockaden hatten viel Unterstützung aus konservativen Kreisen in den USA erfahren, in Europa gab es ebenfalls Nachahmungsversuche – jedoch ohne eine derartige Mobilisierung wie in Kanada.

In den USA wendet sich der „People’s Convoy“ ebenfalls gegen Pandemieregeln, er fordert die Aufhebung aller Coronamaßnahmen. Dabei öffnet sich das Land ohnehin schon, die Gesundheitsbehörde CDC hat ihre Leitlinien für Schutzmaßnahmen kürzlich gelockert, auch in demokratisch regierten Bundesstaaten wie Kalifornien und Oregon fällt in vielen Bereichen die Maskenpflicht. In der Stadt New York müssen ab diesem Montag in Restaurants, Fitnessstudios, Kinos und anderen Einrichtungen keine Impfnachweise mehr vorgezeigt werden.

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