Bedrohte Insektenarten: Rote Liste reloaded

Viele Insektenarten sind weiterhin gefährdet, besonders jene, die im oder am Wasser leben. Doch für einige Arten gibt es auch gute Nachrichten.

Eine Libelle und viele kleine Fliegen umschwirren eine Glühbirne

Für jede dritte Insektenart könnte bald das Licht ausgehen Foto: Jon Nazca/reuters

BERLIN taz | Fast jede dritte Insektenart in Deutschland ist vom Aussterben bedroht. Zu diesem Ergebnis kommt das Bundesamt für Naturschutz im dritten, abschließenden Band der Roten Liste über die wirbellosen Arten, der am Mittwoch erschienen ist.

Untersucht wurden vor allem Käfer, aber auch Wanzen sowie Stein- und Eintagsfliegen. Von den Steinfliegenarten sind 46 Prozent bedroht, von den Eintagsfliegenarten 40 Prozent. Das Problem ist, dass sie in Flüssen und Seen leben. Zwar hat sich die Wasserqualität in den vergangenen 25 Jahren verbessert, der Bestand erholt sich jedoch nur langsam. Insbesondere Steinfliegen sind nur wenig unterwegs und erschließen sich deswegen wieder bewohnbare Lebensräume nur langsam erneut.

Von den untersuchten Käferarten sind besonders die Blatt- und Dungkäfer gefährdet. Blattkäfer sind oft auf einzelne Pflanzen spezialisiert und deswegen sehr wenig flexibel, wenn Flächen umgewandelt werden; Dungkäfer leiden darunter, dass mehr Tiere im Stall statt auf der Weide gehalten werden.

Die Naturschutzmaßnahmen der vergangenen Jahre haben aber durchaus Wirkung gezeigt. Mehr als 30 Prozent der Arten oder Unterarten, die bislang zurückgingen, weisen inzwischen gleichbleibende Bestände auf. Bei 3 Prozent nehmen sie sogar wieder zu. Besonders profitiert haben Libellen, hier verzeichnet etwa ein Viertel der Arten wieder größere Bestände.

Das bedeutet aber keinesfalls Entwarnung. Wie die sogenannte Krefelder Insektenstudie schon 2017 festgestellt hat, nimmt die Biomasse der Insekten ab. Von 1989 bis 2017 gab es ein Minus von 75 Prozent.

Dass Insekten verschwinden, hat Konsequenzen für die Ökosysteme, in denen sie leben, weil sie oft als Nahrung für andere Tiere dienen. Außerdem fressen umgekehrt beispielsweise Eintagsfliegenlarven Algen und abgestorbenes organisches Material in Gewässern.

Zu den Netzflüglerartigen, zum Beispiel Ameisenjungfern und Florfliegen, kann das Bundesamt für Naturschutz keine genauen Aussagen treffen, weil die Daten fehlen – für viele Arten gibt es immer weniger Expert*innen. Es sterben also nicht nur die Insekten aus, sondern auch ihre Forscher*innen.

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