Wahl des Bundespräsidenten: Die einzige weibliche Kandidatin

Viel politische Erfahrung hat die Stefanie Gebauer von den Freien Wählern nicht. Warum sie dennoch Frank-Walter Steinmeier herausfordert.

Stefanie Gebauer

Hat kaum Chancen, am Sonntag gewählt zu werden: Stefanie Gebauer Foto: Freie Wähler/dpa

BERLIN taz | Als „junge Powerfrau“ stellt Hubert Aiwanger, Bundesvorsitzender der Freien Wähler, Stefanie Gebauer auf einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag vor. Sie tritt als Kandidatin der Partei für die Wahl des Bundespräsidenten am kommenden Sonntag an. Damit ist die gebürtige Brandenburgerin im Rennen um das Schloss Bellevue neben Frank-Walter Steinmeier (Kandidat der Ampel), Gerhard Trabert (Linke) und Max Otte (AfD) die einzige Frau.

Gebauer ist außerdem die jüngste Kandidatin, die sich je um das höchste politische Amt Deutschlands beworben hat. Gebauer, Jahrgang 1980, überschreitet das vorausgesetzte Amtsmindestalter von 40 Jahren nur knapp.

Weitere Besonderheiten der Kandidatin: Sie ist vergleichsweise unbekannt und politisch unerfahren. Zwar engagiert sich Gebauer, die erst Mitglied der CDU war und 2016 den Freien Wählern beitrat, seit Jahren auf kommunaler Ebene; seit 2021 ist sie Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung im brandenburgischen Kremmen. Ihr Versuch, bei der vergangenen Bundestagswahl ein Mandat zu erlangen, scheiterte aber.

Doch Gebauer sieht darin auch einen Vorteil: „Ich möchte eine Bürgerpräsidentin sein, bodenständig und nah an den Menschen.“ Im März werde sie 42, damit entspreche sie genau dem Durchschnittsalter der Deutschen und könne sie so perfekt repräsentieren. In den letzten zwei Jahren sei es zu einer Spaltung in der Gesellschaft gekommen, ihr oberstes Ziel als Bundespräsidentin sei es daher, „die Gräben in der Gesellschaft wieder zu kitten“.

Ehrenamt lebt sie vor

Ursprünglich kommt Gebauer aus der Wissenschaft. Sie studierte Physik an der Technischen Universität Berlin und promovierte in Astrophysik. Daraufhin arbeitete sie am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, bevor sie 2021 in den brandenburgischen Landtag wechselte, um für die Freien Wähler am Untersuchungsausschuss „Corona“ teilzunehmen.

Zu ihren politischen Schwerpunkten zählen Klima- und Familienpolitik. Besonders wichtig ist ihr auch das Ehrenamt, das sie selbst durch ihr Engagement in der freiwilligen Feuerwehr, als Kommunalpolitikerin und Vertrauensperson eines Volksbegehrens gegen die Beteiligung von An­woh­ne­r:in­nen am Straßenausbau lebt.

Als Feministin sieht sich Gebauer nicht, trotzdem möchte sie mit ihrer Kandidatur ein Vorbild für Frauen sein. Sie bemüht dafür eine Analogie aus der Physik, den Schmetterlingseffekt: „Ein leichter Flügelschlag eines Schmetterlings heute kann morgen schon einen Sturm auslösen. Also seid mutig, geht raus und übernehmt Verantwortung.“

Gebauers Chancen, als Bundespräsidentin Verantwortung zu übernehmen, stehen allerdings schlecht. Die Wiederwahl des aktuellen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier von der SPD gilt als sicher. Die Ampelfraktio­nen und die CDU sprachen sich bereits für Steinmeier aus. Trotzdem sieht Gebauer es als Erfolg, wenn sie auch nur eine Stimme mehr als die 18 ihrer Partei gewinnt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.