Impfstoffproduktion in Afrika: Umstrittene Container

Biontech plant, mobile Produktionsanlagen für die Herstellung von Impfstoffen in Afrika aufzustellen. Das gefällt nicht allen.

Ugur Sahin steht zwischen Projektpartnern bei einer Pressekonferenz

Biontech-Gründer Ugur Sahin stellte seine Pläne für die Herstellung von Impfstoffen in Afrika vor Foto: Andreas Arnold/dpa

KAMPALA taz | Es war ein großes Medien­event: Der Marburger Impfstoffhersteller Biontech, der eine Patentfreigabe strikt ablehnt, lud am Mittwoch afrikanische Staatspräsidenten in das Werk nach Deutschland ein. Ruandas Präsident Paul Kagame und dessen Amtskollege aus Senegal, Macky Sall sowie Nana Akufo-Addo aus Ghana sind nach Marburg gereist, um sich die deutsche Impfstoffproduktion anzusehen. Gemeinsam mit WHO-Direktor Tedros Ghebreyesus und Biontech-Gründe Ugur Sahin sollte dort der Start von Biontechs Afrika-Offensive gefeiert werden.

Biontech plant in Afrika mobile Produktionsanlagen für Impfstoffe hochzuziehen. Die sogenannten Biotainer sollen in Senegal, Ruan­da und eventuell in Südafrika aufgestellt werden. In den Containern könnten laut dem Unternehmen nicht nur Corona-Impfstoffe, sondern auch Malaria- oder Tuberkulosevakzine produziert werden. Sehr schlau hatte Biontech schon im Oktober 2021 angekündigt, das erste Werk im Senegal zu bauen.

Da war bereits seit acht Monaten klar, dass dessen Präsident Macky Sall im Februar 2022 den Vorsitz der AU übernehmen würde. Kurz nach seiner Wahl Anfang Februar hatte Sall noch gesagt, dass Ziel der AU sei, „unsere pharmazeutische und medizinische Souveränität so schnell wie möglich sicherzustellen“. Am Mittwoch in Marburg klang er konzilianter: Der Besuch sei „ein weiterer wichtiger Meilenstein in Senegals Ziel, eine durchgängige Impfstoffproduktion in Afrika und für Afrika zu schaffen“. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit BioNTech bei der Installation des modularen Produktionssystems für die Herstellung von mRNA-Impfstoffen in Dakar in den kommenden Monaten.

„Plan dauert zu lange“

99 Prozent aller Impfstoffe in Afrika werden importiert. Ziel der AU ist es, mit eigenen Produktionsstätten dafür zu sorgen, dass die Hersteller Afrikas Interessen zuerst im Blick haben. Doch gegen die Biontech-Initiative gibt es viel Kritik: „Mit dem Bau der Werke unter europäischer Regie wird versucht, die Kernforderung der AU zu übergehen und den Afrikanern Wissen und Preisgestaltung vorzuenthalten“, sagt Anne Junge von medico international.

Ärzte ohne Grenzen weisen zurecht daraufhin, dass der Biontech-Plan zu lange dauert: Wir haben in einer Studie 120 Pharmafirmen im Globalen Süden identifiziert, die in der Lage sind, innerhalb von Monaten in die Produktion von mRNA-Impfstoffen einzusteigen, würde Biontech einem Technologietransfer zustimmen“, so Lara Dovifat, Impfstoffexpertin von Ärzte ohne Grenzen. Es gibt also viel zu diskutieren bei dem EU-Afrika-Gipfel diese Woche: Den „runden Tisch zu Gesundheitssystemen und Impfstoffproduktion“ leitet unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.