Stiko-Empfehlung zu Impfungen: Zweiter Booster nicht für alle

Die Ständige Impfkommission empfiehlt Nuvaxovid für Erwachsene. Außerdem sollen Ältere und immunschwache Menschen eine vierte Dosis erhalten.

Der Impfstoff Nuvaxovid ist fast genauso wirksam wie die mRNA-Impfstoffe Foto: Alastair Grant/ap/dpa

BERLIN taz | Die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut hat einen neuen Corona-Impfstoff und für ausgewählte Personengruppen erstmals auch eine weitere Auffrischungsimpfung empfohlen. Wie die Kommission am Donnerstag mitteilte, soll alternativ zu den Impfstoffen von Biontech, Moderna, Astrazeneca und Johnson & Johnson Erwachsenen nun auch das Vakzin Nuvaxovid von Novavax verabreicht werden.

Es handelt sich um einen rekombinanten Impfstoff. Dafür wird das Erbgut eines Viruseiweißes – des Stachelproteins, mit dem der Erreger an menschliche Zellen andockt, in Insektenzellen eingebracht. Die Zellen produzieren das Eiweiß, welches dann als Impfstoff genutzt werden kann. Nuvaxovid enthält weder vollständige Viren noch DNA oder mRNA, es gilt deshalb als Alternative für Ungeimpfte, die irrtümlich glauben, dass die zugelassenen mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna unerkannte Risiken bergen könnten. Die Wirksamkeit von Nuvaxovid ist mit rund 90 Prozent nach zwei Dosen vergleichbar mit jener der mRNA-Impfstoffe.

Das Novavax-Vakzin ist gleichwohl kein klassischer Totimpfstoff. Die Viruseiweiße werden als Nanopartikelstrukturen verabreicht, außerdem enthält Nuvaxovid einen neuartigen Wirkverstärker. Für Menschen, die stark allergisch auf einen der zuvor empfohlenen Impfstoffe reagiert haben, wird auch das neue Vakzin ungeeignet sein, da es einen ähnlichen Hilfsstoff enthält.

Die Stiko-Empfehlung zu Nuvaxovid bringt medizinisch betrachtet also wenig Neues. Anders sieht es mit der Empfehlung zur vierten Dosis aus, die für Menschen ab 70 Jahren und andere besonders gefährdete oder exponierte Personengruppen gilt. Insbesondere bei älteren oder immunschwachen Mitmenschen ist die Wirkung von Grundimmunisierung und Booster möglicherweise noch unzureichend oder lässt bereits nach. Zahlreiche Experten hatten sich deshalb schon vor der Empfehlung der Stiko dafür ausgesprochen, besonders gefährdeten Personen einige Monate nach dem ersten Booster eine zweite Auffrischung zu ermöglichen. Die Entscheidung lag bisher bei den jeweiligen Hausärzt:innen.

Eine vierte Impfung für die Allgemeinbevölkerung wird von Fachleuten derzeit dagegen abgelehnt. „Mit drei Impfungen sind alle Immungesunden wirklich sehr gut geschützt vor einer schweren Erkrankung“, sagte Leif Erik Sander von der Berliner Charité der taz. Eine weitere Dosis für alle Drittgeimpften könnte nach Auffassung des Impfstoffforschers allerdings sinnvoll werden, wenn neue, an Omikron angepasste Impfstoffe verfügbar sind. Das könnte in einigen Monaten der Fall sein.

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