Rückzug von Silvio Berlusconi: Ein Dienst für Italien

Silvio Berlusconi will nicht mehr Präsident werden – damit ist er endgültig Geschichte. Selbst sein rechtes Lager atmet auf.

Silvio Berlusconi winkt und trägt eine weiße Maske

Ciao: Die Ära Berlusconi dürfte durch dessen Verzicht nun endgültig Vergangenheit sein Foto: Luca Bruno /ap

Wenigstens dieses eine Mal hat Silvio Berlusconi seinem Land einen Dienst erwiesen: mit dem am Samstag erklärten Verzicht auf seine Kandidatur als Staatspräsident. Er hatte davon geträumt, er könne als Staatsoberhaupt gleichsam sein politisches Lebenswerk krönen, mehr noch, er könne zugleich seine Vorstrafe als Steuerbetrüger und seine Skandale vergessen machen und endlich zum international geachteten Staatsmann aufsteigen.

Einer der Berlusconi-Hintersassen aus seiner Partei Forza Italia fasste das irrwitzige Anliegen schön zusammen, als er treuherzig erklärte, schließlich seien nur Berlusconi und der ebenfalls als aussichtsreicher Präsidentenkandidat gehandelte Mario Draghi „international bekannt“. Er vergaß hinzuzufügen, dass sie aus diametral entgegengesetzten Gründen bekannt sind – der eine als Garant der Stabilität Italiens, der andere als halbseidener Vertreter vor allem seiner eigenen Interessen.

Nicht dies allerdings hat Berlusconi eingesehen, sondern die Tatsache, dass ihm in der Versammlung der 1.009 Wahlleute ein klägliches Scheitern drohte. Selbst seine wichtigsten Partner, die rechtspopulistische Lega unter Matteo Salvini und die postfaschistischen Fratelli d’Italia unter Giorgia Meloni, hatten seine Kandidatur nur zähneknirschend unterstützt.

Sie hoffen nach den nächsten Parlamentswahlen spätestens in einem Jahr auf eine rechtspopulistische Regierung in Rom – und da können sie zuallerletzt einen Präsidenten brauchen, dem im Ausland ein verheerender Ruf vorauseilt. Den Imageschaden wollen sie schon selber anrichten, ohne unnötige Verdopplung durch einen Presidente Berlusconi.

Deshalb atmet gerade auch das Rechtslager auf. Mit Berlusconis Rückzug ist der Weg zu echten Verhandlungen mit den anderen Parteien endlich frei. Wohin diese Verhandlungen führen, steht noch in den Sternen. Aber einigermaßen sicher ist wenigstens eines: Am Ende wird Italien über ein im Inneren wie im Ausland einigermaßen präsentables Staatsoberhaupt verfügen, und Berlusconi kann sich um seine Enkel und Urenkel kümmern.

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Promovierter Politologe, 1985-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Unis Duisburg und Essen, seit 1996 als Journalist in Rom, seit 2000 taz-Korrespondent, daneben tätig für deutsche Rundfunkanstalten, das italienische Wochenmagazin „Internazionale“ und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Büro Rom der Friedrich-Ebert-Stiftung.

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