Linkes Kulturleben in Berlin: Kultur, die bewegt

Filmabend, Lesekreis, Theaterstücke – die kommende Woche hat kulturell einiges zu bieten für alle, die ihren Horizont erweitern wollen.

Ein Mann (Ansicht von Hinten) mit gelber Oury-Jalloh-Warnweste streckt seine Faust in Richtung Polizei

Gegen das Vergessen: Teilnehmer an der Oury-Jalloh-Gedenkdemo in Dessau 2019 Foto: dpa

In der kommenden Woche gibt es einen bunten Strauß an politisch und sozial bewegten Themen und dazugehörigen Terminen. Künstlerisch, kulturell und geistreich. Auf der Bühne und der Leinwand, ebenso wie im direkten gemeinsamen Austausch als offener Lesekreis.

Im SO36 in Kreuzberg feiert die Bühne für Menschenrechte Premiere mit „Keine Mehr“, einem dokumentarischen Theaterstück, in dem drei Frauen*, von ei­ne:r Mu­si­ke­r:in aktiv begleitet, von Gewalterfahrungen erzählen. Das Theaterstück wurde mit betroffenen Frauen* gemeinsam entwickelt. Thematisiert wird Gewalt in der Partnerschaft, aber auch darüber hinaus. Denn während, vor allem seit Corona, häusliche Gewalt wieder vermehrt Aufmerksamkeit bekommt, geraten andere Formen von Gewalt, wie kulturelle und institutionelle Gewalt an Frauen*, eher ins Hintertreffen.

Auch Mehrfachdiskriminierung soll in der Inszenierung aufs Tapet gebracht werden. Im Anschluss an die Aufführung gibt es ein Publikumsgespräch mit Ex­per­t:in­nen und Aktivist:innen. Tickets und Infos, etwa zu den vor Ort geltenden COVID 19-Regeln, gibt es auf der Website vom SO36 (Mittwoch, 12. Januar, Oranienstr. 190, 18:30 Uhr. Weitere Termine: Donnerstag, 13. und Freitag, 14. Januar).

Die 45-minütige Dokumentation „Tod in der Zelle – Der Mord an Oury Jalloh“ beschäftigt sich mit dem bis heute nicht offiziell aufgeklärten Tod von Oury Jalloh vor 17 Jahren in einer Dessauer Polizeizelle. Regie für die Doku führten 2006 Marcel Kolvenbach und Pagonis Pagonakis. Die Grundlage ist grausam, der ganze Fall ist in sich nicht nur ein ausgewachsener Polizeiskandal, sondern auch ein Justizskandal. Auch der deutsche Kriminal-Spielfilm „Verbrannt“ von 2014 beruht auf dem Fall Oury Jalloh. Regisseur Thomas Stuber drehte den Film allerdings fiktiv, ohne Namen zu nennen. Er spielt in Niedersachsen und nicht in Sachsen-Anhalt. Die meisten Vorgänge sind allerdings originalgetreu rekonstruiert, auch wenn das Ende nach 90 Minuten filmreif nicht der bitteren Realität entspricht. Beide Filme werden im KuBiz gezeigt, der Eintritt ist frei (Mittwoch, 12. Januar, Bernkasteler Str. 78, 21 Uhr).

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Angela Davis lesen: Der Prison Industrial Complex

Das anarchistische Kollektiv Glitzerkatapult lädt zum ersten offenen Lesekreis ins Radikalecker in Neukölln ein. Ziel ist ein reger Austausch über das Buch von Angela Davis mit dem Titel „Eine Gesellschaft ohne Gefängnisse?“. Die Originalversion auf englisch ist erschienen unter dem Titel: „Are prisons obsolete?“. Voraussetzung für den Lesekreis sind die ersten beiden Kapitel. Ebenso erforderlich für ein persönliches Erscheinen ist die Einhaltung der 2G-plus-Regel. Die Veranstaltung ist kostenlos (Mittwoch, 12. Januar, Weserstr. 212, 18 Uhr).

2017 wurde der politische Spielfilm „Deckname Jenny“ gedreht und hatte seinerzeit bereits Ereignisse wie jene an der polnischen Grenze heutzutage vorweg genommen. Der Film über die Geschichte von radikalen jungen Ak­ti­vis­t:in­nen ist sowohl fiktiv als auch dokumentarisch und gleichzeitig ein politisches Projekt, das auch vor der Gewaltfrage keinen Halt macht. Der Film wird im Lichtblick Kino in Anwesenheit des Filmteams gezeigt. Tickets sind vorab hier erhältlich (Dienstag, 18. Januar, Kastanienallee 77, 20 Uhr).

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Jahrgang 1984, Magistra Artium Kunstgeschichte/ Theaterwissenschaft, FU Berlin. In der taz seit 2011: Webentwicklung Abteilungsleiterin. Hauptthemen Subkultur und soziale/ politische Bewegungen in Berlin.

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