Schulstart in der Omikron-Welle: Alle zurück im Klassenraum

Am Montag starten Berlins Schulen mit Präsenzpflicht und täglichen Tests. Elternvertreter und Gewerkschaften vermissen einen „Plan B“.

Testen, testen, testen: Am Montag geht in Berlin die Schule wieder los Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

BERLIN taz | Die Schulen starten am Montag in Berlin nach den Weihnachtsferien wie geplant mit Präsenzunterricht und täglichen Schnelltests in der ersten Schulwoche. Das sagte ein Sprecher von Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) am Donnerstag nach einer Sitzung mit ExpertInnen des Hygienebeirats.

„Präsenzunterricht gibt Schülerinnen und Schülern in dieser Situation durch regelmäßigen Kontakt mit ihren Lehrkräften zusätzlich Stabilität und Verlässlichkeit“, sagte Busse. „Der regelmäßige Kontakt hilft jungen Menschen sehr. Deshalb wollen wir Präsenzunterricht anbieten, so lange dies möglich ist.“ Sie bat außerdem alle Lehrkräfte, „sich weiter impfen beziehungsweise boostern zu lassen“ und die Testangebote zu nutzen.

Die Entscheidung, trotz der befürchteten Omikron-Welle im Januar zunächst keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen, stößt indes auf teils harsche Kritik. „Wir sind konsterniert“, sagte Norman Heise, der als Vorsitzender des Berliner Landeselternausschusses mit im Beirat sitzt. Die wissenschaftlichen ExpertInnen in dem beratenden Gremium hätten „sehr deutlich gemacht, auf welche Situation wir da möglicherweise ab Mitte Januar hinsteuern“, sagte Heise.

Er räumte allerdings ein, dass man – auch angesichts der Weihnachtsfeiertage – eine „unklare Zahlenlage“ habe, weil viele Gesundheitsämter keine verlässlichen Daten gemeldet hätten. Deshalb scheue er zum jetzigen Zeitpunkt noch davor zurück, ein Aussetzen der Präsenzpflicht zu fordern, sagte Heise. „Aber sollten sich die Inzidenzen und insbesondere die Hospitalisierungsquote so dramatisch entwickeln wie in anderen Ländern, dann halte ich das Aussetzen der Präsenzpflicht als Plan B für richtig.“

Schulverwaltung will erste Woche abwarten

Die Bildungsverwaltung will, gerade auch wegen der unklaren Zahlenlage, zunächst die erste Schulwoche abwarten und das Infektionsgeschehen dann bewerten. Busses Sprecher verwies auf das wöchentliche Treffen von den bezirklichen Schulaufsichten mit den Gesundheitsämtern und den Schulleitungen, das immer donnerstags stattfindet. Am Ende der ersten Schulwoche habe man dann einen ersten Eindruck von den Fallzahlen.

Am Montag, 10. Januar, will der Hygienebeirat erneut beraten. Sollte die Empfehlung auf pauschalen Wechselunterricht lauten, könnte der Senat das auf seiner Sitzung am folgenden Tag beschließen. Bis zu den Winterferien wären es dann noch knapp drei Wochen.

Die Lehrergewerkschaft GEW hält indes nichts von einem einfachen Aussetzen der Präsenzpflicht. Es sei nicht klar, ob der Fernunterricht zu Hause wirklich durch die Eltern gewährleistet werden könne, sagte der Berliner Vorsitzende Tom Erdmann. Auch Elternsprecher Heise räumte ein, die Bedingungen seien „sehr unterschiedlich gegeben“. Wenn, dann müsse es ein einheitliches Vorgehen geben, sagte Erdmann – mit organisiertem Wechselunterricht in halben Klassenstärken.

Ähnlich äußerte sich am Donnerstag der Landesschülerauschuss: „Statt die Präsenzpflicht einfach aufzuheben, wäre es dann besser, die Schulen, an denen das Infektionsgeschehen hoch ist, schnell in den Wechselunterricht zu schicken“, sagte Sprecher Rufus Franzen der taz. Ein Zurück zum kompletten Homeschooling sei aus Sicht der Schülerinnen und Schüler nur „das letzte Mittel“.

GEW-Vorsitzender Erdmann mahnte, die Schulen seien nicht ausreichend auf das Szenario Wechselunterricht vorbereitet, sollte sich die Infektionslage wegen Omikron verschärfen. Für Feuerwehr und Krankenhäuser werde im Krisenstab der Innenverwaltung an Notfallplänen gearbeitet, sollte es zu drastischen Personalausfällen kommen. Bei den Schulen heiße es bisher lediglich, „sie sollen sich darauf einstellen“, sagte Erdmann.

Busses Sprecher wies die Kritik der GEW zurück, die Schulen seien nicht vorbereitet. Es habe bereits vor den Weihnachtsferien ein Schreiben an die Schulen gegeben. Darin heiße es, dass die Schulaufsichten gemeinsam mit den Schulleitungen Lösungen finden sollen, „wenn an einer Schule bedingt durch die Omikron-Variante viele Lehrkräfte in Quarantäne müssen“, so der Sprecher.

Auch viele andere Bundesländer starten nach den Weihnachtsferien am Montag zunächst in Präsenz. Nur Thüringen hatte zunächst Distanzunterricht angeordnet. Dann ruderte man im Erfurter Bildungsministerium zurück: Die jetzige Gesetzeslage nach dem Auslaufen der epidemischen Notlage besonderer Tragweite gibt pauschale Schulschließungen nicht her.

Bund-Länder-Runde am 7. Januar

Ob das so bleibt, wird man sehen: Am 7. Januar kommen Bund und Länder zu einem ersten Coronagipfel im neuen Jahr zusammen. Franziska Giffey (SPD), die das Land Berlin dort vertritt, hatte sich in dieser Woche erneut ausdrücklich dafür ausgesprochen, die Schulen offenzuhalten – allerdings auch angefügt, es handle sich bei dieser Einschätzung um ein „Vorerst“ angesichts der unklaren Omikron-Prognose.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.