Uganda und China: Ein dubioser Kredit

Mit ganzen 200 Millionen US-Dollar sicherte sich China breite Befugnisse über den Flughafen Entebbe. Verlierer des Vertrags ist nur Uganda.

Wartebde Reisende auf dem Flughafen in Entebbe

Keine Lust auf Chinas Einfluss: Reisende auf dem Flughafen Entebbe Foto: Thomas Mukoya/reuters

Chinas zunehmender Einfluss im globalen Finanzsystem stößt in Amerika und Europa zunehmend auf Kritik, aber Peking dürfte trotzdem schlecht vorbereitet gewesen sein, als die chinesische Kreditmaschine in einem kleinen armen Land namens Uganda einen fürchterlichen Stunk herbeiführte. Es geht um eine eher kleine Summe: 200 Millionen US-Dollar, verliehen für den Ausbau von Ugandas einzigem internationalen Flughafen in Entebbe im Jahr 2015.

Es sah aus wie ein ganz normales Kreditabkommen, mit sieben Jahren Schonzeit vor Beginn einer auf 20 Jahre angesetzten Tilgungsfrist. Aber nun lernt China die alte afrikanische Weisheit, dass eine Afrikanerin, die schnell Ja sagt, ein großes Problem mit sich herumschleppen muss, wie Unfruchtbarkeit oder eine Krankheit. Afrikanische Mädchen sagen üblicherweise ihrem Verehrer immer wieder Nein, auch wenn sie eigentlich vor Liebe schon verglühen.

Aber als die chinesischen Banker Uganda ihr Kreditangebot für den Flughafen Entebbe unterbreiteten, unterschrieben die Unterhändler des ugandischen Finanzministeriums sofort, ohne es überhaupt gelesen zu haben. Sechs Jahre später gab es in Uganda Wahlen, in denen eine neue Jugendpartei unter einem Reggaemusiker auf den zweiten Platz kam und zur größten Oppositionsfraktion im Parlament aufstieg. Manche ihrer Abgeordneten waren so jung, dass sie nach ihrer Wahl erst mal zurück zur Schule mussten.

Sie setzen jetzt ihr elementares Wissen ein, um die schreiende Inkompetenz so mancher Regierungshandlungen aufzuzeigen, und der chinesische Entebbe-Deal ist einer davon. Als die neuen Parlamentarier mit den Babygesichtern begannen, Fragen zu stellen, stellte sich heraus, dass der Entebbe-Kreditvertrag China lächerlich breite Befugnisse verleiht, darunter die Macht, den Haushalt der ugandischen Luftfahrtbehörde zu genehmigen oder eben auch nicht, sodass nun deren Einnahmen auf ein Sperrkonto unter Kontrolle des Kreditgebers fließen.

China gerät in Verruf

Und noch schlimmer: Gibt es Streit über den Vertrag und muss er revidiert werden, muss das vor einem chinesischen Gericht geklärt werden. In China. Und so haben ein paar Jungs frisch von der Schule, die das parlamentarische Verfahren erst noch lernen müssen, einfach mal aufgedeckt, wie unfair chinesische Kredite in Afrika funktionieren können.

Jeder kennt jetzt Uganda als Beispiel für Chinas Ungerechtigkeit in Afrika, von leseunkundigen ugandischen Bauern bis zu chinakritischen Intellektuellen in Europa und Amerika. Durchschnittliche Ugander sind jetzt davon überzeugt, dass ihr einziger großer Flughafen den Chinesen gehört, zum Schleuderpreis verscherbelt, und damit auch die Souveränität ihres Landes. Es zirkulieren Photoshop-Bilder vom Flughafen Entebbe mit chinesischen Schriftzeichen.

Der größte Vorwurf ist ganz klar den schläfrigen afrikanischen Unterhändlern zu machen – das Mädchen, das Ja sagt, bevor es überhaupt gefragt wurde. Der Vollständigkeit halber: Ugandas frischgekürter Generalstaatsanwalt Kiryowa Kiwanuka hat dem Parlament versichert, der Kreditvertrag sei zwar nicht gut, aber auch nicht so schlecht, als dass er die chinesische Übernahme des Flughafens ermögliche. Schließlich sind die sieben Jahre Schonfrist, bevor die Rückzahlungen einsetzen, noch gar nicht vorbei.

Peking findet sich in der ungewohnten Position eines Mannes wieder, der das Mädchen bittet, noch nicht Ja zu sagen, damit er nicht als Belästiger dasteht.

Aus dem Englischen: Dominic Johnson

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lebt als unabhängiger Publizist in Ugandas Hauptstadt Kampala. Er ist ehemaliger Chefredakteur der Zeitungen „Sunday Vision“ und „Daily Monitor“ in Uganda und Mitgründer der Zeitung „The Citizen“ in Tansania.

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