: 100.119 Coronatote
Die Zahlen steigen weiter, aber es lassen sich auch mehr Menschen impfen
Von Felix Lee
Die gute Nachricht vorweg: Dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge wurden am Mittwoch 795.386 Menschen geimpft. Darunter waren 101.338 Erstimpfungen und 626.535 Auffrischungsimpfungen. Erstmals seit dem 16. September ließen sich damit wieder mehr als 100.000 Ungeimpfte eine Impfspritze setzen. 68,2 Prozent der Gesamtbevölkerung sind nun vollständig geimpft.
Aber das war es auch schon mit den guten Nachrichten. Denn während in Bremen immerhin schon 79,8 Prozent mindestens zweimal geimpft sind, liegt die Quote in Sachsen weiterhin nur bei knapp 60 Prozent. In Thüringen (63,8) und Brandenburg (64,1) sieht es nicht viel besser aus. Um die Infektionszahlen angesichts der noch sehr viel ansteckenderen Deltavariante auch nur ansatzweise in Griff zu bekommen, müsste die Impfquote bei über 85 Prozent liegen, Kinder unter 12 Jahren miteingeschlossen. Für die Verimpfung mit einem weniger dosierten Vakzin von Biontech für 5- bis 11-Jährige hat die Europäische Zulassungsbehörde EMA am Donnerstag zwar eine Zulassung erteilt. In Deutschland steht aber eine Empfehlung der Stiko noch aus, der Kinderimpfstoff wird frühestens ab dem 20. Dezember erhältlich sein.
Je geringer die Impfquote, desto höher die Zahl der Neuinfektionen. Das zeigt sich in Sachsen. Die Sieben-Tages-Inzidenz stieg dort auf 1.357. Der Wert gibt an, in wie vielen Fällen je 100.000 Einwohner Menschen in den vergangenen sieben Tagen positiv getestet wurden. In Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Bayern lag sie bei über 600. Bundesweit stieg sie auf 419,7.
Und noch eine traurige Marke: In Deutschland sind mittlerweile mehr als 100.000 Menschen an dem Coronavirus gestorben. Das RKI meldete am Donnerstag 351 weitere Todesfälle. Damit stieg die Gesamtzahl seit Pandemiebeginn Anfang vergangenen Jahres auf 100.119. RKI-Präsident Lothar Wieler und der Virologe Christian Drosten hatten bereits in der vergangenen Woche gewarnt, dass die Totenzahl in den kommenden Wochen ohne neue Einschränkungen weiter deutlich steigen wird. Grund ist das zeitversetzte Auftreten schwerer Krankheitsverläufe. „Im Moment liegt die sogenannte Fallsterblichkeit bei etwa 0,8 Prozent. Das heißt: Wenn sich an einem Tag 50.000 Menschen infizieren, werden 400 von ihnen sterben“, sagte Wieler. Charité-Virologe Drosten befürchtet, dass es weitere 100.000 Tote in der Coronapandemie geben könnte, sollte diese Welle nicht mit entsprechenden Maßnahmen in den nächsten Wochen gebrochen werden.
Danach sieht es momentan auch mit der künftigen Regierungskoalition nicht aus. Die Co-Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, plädiert weiter für eine Impfpflicht. Diese helfe zwar nicht jetzt, weiß sie. „Aber sie hilft uns später“, sagte sie in der ARD. Was im Moment gegen die Coronawelle helfe, seien die 2G- und 3G-Regeln. Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich am Mittwoch ebenfalls offen für eine Debatte über eine allgemeine Impfpflicht gezeigt, weitergehende akute Maßnahmen aber auch nicht weiter erörtert.
Immerhin: Auch der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, will eine allgemeine Impfpflicht jetzt nicht mehr ausschließen. Es verbiete sich, in einer solch dynamischen Lage irgendetwas kategorisch auszuschließen. (mit Agenturen)
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