Im Knast regiert Schwarz-Grün

Mit 31 Prozent gewinnt die CDU
die U-18-Wahl im Jugendknast

Von Bert Schulz

Man könnte meinen, dass die CDU bei Häftlingen nicht den besten Ruf genießt: wegen ihrer Forderungen nach früherer Strafmündigkeit, härteren Strafen und mehr Law-and-Order. Zumindest für die Jugendstrafanstalt Berlin scheint das aber nicht zu gelten.

Wie das herauskam? Wie an vielen Schulen bundesweit durften auch die Schü­le­r*in­nen der dem Knast zugehörigen Helmuth-Hübener-Schule aus Anlass der Bundestags- und Abgeordnetenhauswahl an einer U-18-Wahl teilnehmen. Und siehe da: Die CDU gewann mit 31 Prozent, die Grünen folgten mit 10 Prozentpunkten Abstand, die AfD erhielt lediglich 3 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 76 Prozent; 119 Insassen machten mit.

Dennoch darf die CDU nicht unbedingt auf eine neue Zielgruppe hoffen, zumindest nicht, ohne ihre Politik zu ändern. Denn neben den im Bund und Land nicht wahlberechtigten Menschen unter 18 haben bei der Wahl im Knast auch viele mitgestimmt, die nicht deutsche Staatsbürger sind, also auch mit 18 Jahren nicht wählen dürfen. Und wenn es nach der Union geht, auch nie dürfen werden.

So berichtet ein Beschäftigter der Jugendstrafanstalt: „CDU haben etliche junge Männer aus Syrien, Afghanistan usw. gewählt, weil sie die CDU mit Frau Merkel und deren Haltung in der Flüchtlingskrise offenbar positiv in Erinnerung haben.“

Zudem stehe die CDU für den Verbrennungsmotor – „und von einem großen Auto träumt hier fast jeder junge Mann bei uns.“

Und das gute Abschneiden der Grünen? Sie wurden bei „den jungen Männern positiv gesehen, weil sich diese Partei gegen Abschiebungen ausspreche und für Integration stehe; zudem wird diese Partei im Vollzug wahrgenommen als eine Partei, die sich für die Gefangenen einsetzt.“