1. FC Union Berlin: Antisemitismus im Stadion

Fans von Union Berlin bedrohen Anhänger des israelischen Vereins Maccabi Haifa im Olympiastadion. Der Klub entschuldigt sich, Polizei ermittelt.

Haifafans im Gästeblock beim Spiel gegen FC Union

Haifafans im Gästeblock beim Spiel gegen Union Berlin Foto: Matthias Koch/dpa

BERLIN taz | Die Freude über den 3:0-Sieg des 1. FC Union gegen Maccabi Haifa beim Europapokalspiel in der Conference League ist von antisemitischen Vorfällen überschattet worden. Der polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Das Spiel hatte eine große Symbolkraft, weil zum ersten Mal eine israelische Mannschaft in dem von den Nazis 1936 eröffneten Olympiastadion angetreten war. Zuvor hatten die Spieler von Maccabi am Holocaust-Mahnmal Blumen niedergelegt.

Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft hatte den Vorfall am Donnerstagabend noch während des Spiels via Twitter öffentlich gemacht: „Im gemischten Block wurden wir von Union-Fans bedroht, mit Bier beworfen und u. a. als ‚scheiß Juden‘ beleidigt“. Union reagierte kurz darauf mit der Aufforderung: „Bitte umgehend mit Block- und Sitzplatznummer melden – vielen Dank!“

Man bedauere den Vorfall sehr, sagte Union-Sprecher Christian Arbeit am Freitag zur taz. Er habe inzwischen mit den Betroffenen des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft gesprochen. Dass es unter 23.000 Zuschauern „eine Handvoll Idioten“ gebe, lasse sich leider kaum verhindern. „Um so besser, wenn einige Union-Fans eingegriffen haben.“

Sie seien 20 bis 25 Leute bei dem Spiel gewesen, berichtete ein Mitglied des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft der taz. Man habe nicht im Gästeblock gesessen, sondern unmittelbar darüber im Block 13 und 14. Die überwiegende Mehrheit der Zuschauer dort seien Union-Fans gewesen. Zunächst sei die Stimmung sehr nett gewesen. Sie hätten israelische Pappfähnchen dabeigehabt, vorne an der Brüstung habe eine etwas größere israelische Fahne gehangen.

Tätlich geworden

Doch kurz vor Spielbeginn habe ein Union-Fan angefangen zu pöbeln. Er habe „verpisst euch“ gerufen und Gewalt angedroht. Das habe man nicht als antisemitisch empfunden, „so etwas passiert bei Fußballspielen ja öfters“. Noch in der ersten Hälfte der ersten Halbzeit, als das 1:0 für Union fiel, sei die Stimmung in dem Block gekippt. Der gleiche Union-Fan sei nun mit einem Kopfstoß gegen einen der Maccabi-Fans tätlich geworden. Der Mann sei dann von anderen Union-Fans weggezogen worden.

Gleichzeitig seien andere aus der Gruppe von anderen Union-Fans als „scheiß Juden“ beschimpft worden. Auch diesmal seien Unioner dazwischengegangen, „aber da ist uns dann doch ein bisschen mulmig geworden“. Nach einem kurzen Disput mit den Ordnern hätten sie in den Maccabi-Gästeblock wechseln können. Vier von ihnen hätten aber noch miterlebt, wie der Pöbler versucht habe, die israelischen Pappfähnchen anzuzünden. Zivilpolizisten hätten das unterbunden und die Personalien aufgenommen.

Erfreulich seien die vielen solidarischen Reaktionen auf Twitter gewesen, sagte das Mitglied des Jungen Forums am Freitag. Auch Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) bezeichnete den Vorfall als „bestürzend“. Antisemitismus dürfe auch im Fußball keinen Platz haben.

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