Lichtblick der Woche: Indigene Stimmen werden gehört
Indigene Völker machen zwar nur 5 Prozent der Weltbevölkerung aus. Sie haben aber lange Erfahrungen mit der Frage, wie Menschen im Gleichgewicht mit der Natur leben können. Damit zeigen sie, dass Naturschutzgebiete keineswegs menschenleer sein müssen, um sich gut zu entwickeln und artenreich zu bleiben. Eine Untersuchung der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) kommt zu dem Schluss, dass beispielsweise die Entwaldung in Gebieten des Amazonasregenwaldes unter indigener Verwaltung nur halb so groß ist wie in anderen Teilen des Urwalds. Insgesamt sind indigene Völker Studien zufolge die „Hüter von 80 Prozent der biologischen Vielfalt der Erde“.
In der Weltnaturschutzorganisation IUCN ist die Integration indigenen Wissens und indigener Perspektiven schon seit einiger Zeit ein Thema. Ihre Mitglieder kommen alle vier Jahre zu einem Kongress zusammen, um über Strategien für den Artenschutz – aktuell etwa auch bei der Anpassung an Klimaveränderungen – zu beraten. Auf ihrem diesjährigen Kongress in Marseille der vergangenen Woche machte sie nun zwei konkrete Schritte auf die indigenen Vertreter:innen zu: Bislang kannte die IUCN nur zwei Typen von Mitgliedern, Staaten und zivilgesellschaftlichen Organisationen, deren Stimmen jeweils separat gezählt werden. Nun sind Organisationen von indigenen Völkern als dritter Typ hinzugekommen. Eine wichtige Gruppe dabei ist der Dachverband der indigenen Gruppen im Amazonasbecken, Coica, der mehr als zwei Millionen Indigene in Südamerika vertritt. Unter anderem die Coica brachte auch gleich nicht nur einen Antrag mit, sondern setzte ihn auch durch: Der Kongress beschloss nach ihrer Vorlage, dazu aufzurufen, dass bis 2025 80 Prozent des Amazonasgebiets unter Schutz gestellt werden. Das soll helfen, den Kipppunkt noch zu vermeiden, ab dem sich der Urwald in eine Steppe verwandelt.
Damit sind der IUCN-Generaldirektor und die Mitgliedsländer nun aufgefordert, das Ziel zu unterstützen. Dazu gehört beispielsweise, dafür einzutreten, dass Indigene neu geschützte Gebiete selbst verwalten können. Auch ein globaler Aktionsplan, mit dem die Abholzung und der Bergbau in den Amazonaswäldern gestoppt werden soll, ist Teil des Aufrufs. (taz)
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