Evakuierungen von Afghanistan in die USA: Unübersichtliche Lage

US-Außenminister Antony Blinken räumt ein, dass zu 1.000 US-Bürgern vor Ort kein Kontakt besteht. Menschen aus Drittstaaten läuft die Zeit davon.

Antony Blinken geht mit Mundschutz an das Rednerpult

„Wir sind auf Kurs“: Blinken über das Ende der US-Militärmission Foto: Alex Brandon/ap/dpa

WASHINGTON taz | Die US-Regierung hat für die wenigen verbleibenden Tage der Luftbrücke in Afghanistan ein klares Ziel vorgegeben: die sichere Evakuierung aller US-Bürger. Dies bekräftigte US-Außenminister Antony Blinken während einer Pressekonferenz am Mittwoch in Washington.

„Unsere erste Priorität ist die Evakuierung von US-Bürgern“, sagte Blinken. Er bestätigte zudem, dass die USA weiterhin auf Kurs liege, bis zum 31. August den Militäreinsatz in Afghanistan vollständig beendet zu haben. Zu Beginn der Evakuierungen am 14. August hätten sich rund 6.000 US-Bürger in Afghanistan aufgehalten, die das Land verlassen wollten. Bisher konnten mindestens 4.500 davon zusammen mit ihren Familienangehörigen aus Kabul ausgeflogen werden.

Die Regierung stehe außerdem in direktem Kontakt mit 500 weiteren Landsleuten. Zu den verbleibenden knapp 1.000 US-Bürgern, von denen angenommen wird, dass viele von ihnen sich noch im Land aufhalten, besteht im Moment kein Kontakt.

„Wir versuchen sie unter Hochdruck und mithilfe mehrere Kommunikationskanäle – Telefon, E-Mail, SMS – zu erreichen, um zu herauszufinden, ob sie das Land noch immer verlassen wollen“, sagte Blinken. Das State Department machte jedoch klar, dass sich auch noch weitere, bislang unbekannte US-Amerikaner*innen in Afghanistan befinden könnten, die bisher einfach keinen Kontakt zu den Behörden aufgenommen haben.

Von den rund 1.000 fehlenden US-Bürgern könnten auch einige das Land bereits verlassen haben, in Afghanistan bleiben wollen oder aber gar keine US-Staatsbürgerschaft besitzen.

Aussichtslose Lage für Drittstaatler

Diese und andere Umstände erschweren die Kalkulationen zusätzlich, sagte Blinken. Deshalb machte er auch keine Angaben darüber, wie viele afghanische Helfer und Bürger aus Drittstaaten in Afghanistan festsitzen. Tausende von ihnen warten derzeit verzweifelt in Kabul auf einen Platz in einem der Flugzeuge.

Und auch der aktuelle Blick auf die Evakuierungszahlen verdeutlicht, dass vor allem diesen Menschen die Zeit davon läuft. Nur 4.500 der mehr als 82.300 bisher evakuierten Menschen waren US-Staatsbürger. Dies entspricht ein bisschen mehr als fünf Prozent.

„Zwar liegt unser Hauptaugenmerk auf der Evakuierung von Amerikanern, wir verpflichten uns aber auch so viele gefährdete Afghanen wie möglich vor dem 31. herauszuholen“, sagte Blinken.

Die Gefahr vor Terroranschlägen steigt mit jedem Tag. Am Mittwochabend erteilte das State Department eine Sicherheitswarnung für die unmittelbare Umgebung des Flughafens in Kabul. Alle an den Eingangstoren versammelten US-Bürger wurden dabei aufgefordert, das Gebiet umgehend zu verlassen. Der genaue Grund für diese Warnung ist nicht bekannt.

Es scheint so, als sei der für Dienstag geplante US-Truppenabzug kaum mehr aufzuhalten. Laut Blinken werden die USA jedoch auch nach dem 31. August alles dafür tun, Menschen in Sicherheit zu bringen. Wie dies in Zukunft genau aussehen soll, ist unklar. Die US-Regierung sei allerdings bereits dabei, detaillierte Pläne zu entwickeln.

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