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Ausgebildet, aber nicht anerkannt

Für ausländische Lehrkräfte sind die Hürden in Deutschland hoch

Von Ralf Pauli

Der Großteil der Lehrkräfte, die nach Deutschland einwandern, wird hierzulande nicht in den Schuldienst übernommen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Bildungsgewerkschaft GEW, die am Montag vorgestellt wurde. „Die Hürden für die Anerkennung dieses Berufsabschlusses in Deutschland sind sehr hoch“, sagte GEW-Bildungsreferent und Autor der Studie, Roman George.

So würden nur 11 Prozent der jährlich rund 2.500 Anträge von Lehrkräften, die ihren Abschluss im Ausland erlangt hätten, direkt anerkannt. Rechnet man die Personen hinzu, die sich im Rahmen einer „Angleichungsmaßnahme“ erfolgreich fortbilden, steigt die Quote auf insgesamt 20 Prozent. „Das ist frappierend wenig“, so George. Bei Pflegeberufen beispielsweise liege die Anerkennungsquote bei 50 Prozent. GEW-Vorsitzende Maike Finnern forderte die Bundesländer auf, die Ressourcen angesichts des dramatischen Lehrkräftemangels nicht länger zu „verschleudern“. In zehn Jahren fehlten Hochrechnungen zufolge bis zu 250.000 Lehrer:innen.

Finnern geht davon aus, dass in etwa doppelt so viele ausländische Lehrkräfte für den Schuldienst zur Verfügung stehen könnten, als sich anhand der Antragszahlen ablesen lässt. So haben sich im Zeitraum von 2016 bis 2018 fast 12.000 ausländische Lehrkräfte über die Anerkennung ihres Abschlusses in Deutschland informiert. Einen Antrag gestellt haben letztlich nur 7.365 Personen.

Die Diskrepanz erklärt die nun vorgelegte GEW-Studie „Verschenkte Chancen?!“ mit den sehr hohen Voraussetzungen für eine vollständige Anerkennung des Lehrberufes in Deutschland. So fordern die meisten Bundesländer bereits zum Zeitpunkt der Antragstellung den Nachweis von C2-Deutschkenntnissen, also das höchste zertifizierte Sprachniveau. Nur wenige Länder wie Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz sind hier weniger streng.

Eine weitere Hürde liegt darin, dass in den meisten Ländern weltweit im Lehramt nur ein Fach studiert wird – in Deutschland hingegen sind es zwei. Auf dem Zweitfach jedoch bestehen die meisten Bundesländer. Lediglich Hamburg, Bremen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein erlauben auch die Anerkennung bei nur einem abgeschlossen Unterrichtsfach. Wer also in Stuttgart, Jena, Leipzig oder Mainz als Leh­re­r:in arbeiten möchte, muss erst zurück an die Uni, dann noch ins Referendariat. Studienautor George verweist darauf, dass man sich das erst mal leisten können muss, wenn man schon eine Familie zu ernähren hat.

Dazu kommt, dass die Anerkennung selbst aufwendig ist. Allein die Beglaubigungen für Zeugnisse können Hunderte Euro kosten, manche Länder erheben zusätzliche Gebühren. Mit 156 Tagen durchschnittlicher Bearbeitungszeit ist das Anerkennungsverfahren auch nicht gerade fix. Angesichts dieser Hürden entschieden sich ausländische Lehrkräfte teils eher für den Seiten- oder Quereinstieg – was in der Regel mit finanziellen Einbußen verbunden ist.

Die GEW fordert unter anderem mehr Sachbearbeiter:innen, mehr Wohlwollen bei der Anerkennung von Studienleistungen und Berufserfahrung sowie finanzielle Unterstützung für die Dauer der Nachqualifizierung. „Die bestehenden Hürden sind vielfältig“, resümiert die Studie. Ebenso vielfältig seien die skizzierten Ansatzpunkte für Verbesserungen.

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