Einschulung in Corona-Zeiten: Ordentlich durchgepustet

Pandemiebedingt fanden die Einschulungen vielerorts open air und mit weniger Programm statt. Mögen die steifen Zeremonien für immer gestorben sein!

Süß ist der Schulanfang Foto: picture alliance/dpa | Bernd Wüstneck

Manche Dinge werden durch die Pandemie auch einfacher. Der erste Schultag des Kindes zum Beispiel, am Wochenende waren ja Einschulungsfeiern in Berlin, und am Montag dann der erste Schultag. Normalerweise sind Einschulungsfeiern eine Art Staatsakt. Die erweiterte Verwandtschaft reist in gebügelten Hemden an, in der Aula will nach der Schulleitung auch noch die Hortleitung etwas sagen, und manchmal hat auch noch der Förderverein eine Rede vorbereitet. Dann noch Auftritt Chor und Theater-AG, und mitunter war dann nach einer Stunde eine arg steife Veranstaltung vorbei, die im Zweifel alle etwas eingeschüchtert wieder nach Hause entließ.

Am Samstag war coronabedingt nun alles open air, und die frische Luft sorgte tatsächlich für ein bisschen frischen Wind, der das übliche Programm angenehm durch- wenn nicht gar komplett wegpustete, und vielleicht wird man sich daran in künftigen Jahren ja durchaus wohlwollend erinnern – es wäre den kommenden Generationen von ErstklässlerInnen zu wünschen.

An der Grundschule des Sohnes, vielerorts dürfte es ähnlich gewesen sein, durften jedenfalls in diesem Jahr nur Eltern und Geschwister auf den Schulhof und das „Programm“ beschränkte sich auf ein sympathisch-knappes „Hallo“ der Schulleiterin und einer Tanz-Performance einer Gruppe älterer SchülerInnen, die erfreulich weit entfernt ist von Volkstanz-Choreographien in Zweierreihen. Der Förderverein beschränkte sich hernach aufs Kaffee verteilen während die Kinder ihre erste Schulstunde hatten und dann war's das auch schon.

Die SPD verteilt Brotbüchsen

Vorm Schultor standen dann noch zwei Herren von der Bezirks-SPD und versuchten, Brotbüchsen mit roten Herzen drauf loszuwerden. Erstaunlich eigentlich, dass die GenossInnen sich noch trauen, gewöhnliche Plastedosen zu verteilen, zumal im grün orientierten Pankow, das macht vermutlich gleich wieder zwei WählerInnen mehr für die Ultras von der Klimaliste. Ebenso erstaunlich, dass Franziska Giffey herself nicht als Konterfei auf der Brotdose prangt, wo die SPD doch sonst gerade fleißig dran arbeitet, alles vergessen zu lassen, dass man aus Versehen auch noch die SPD wählt, wenn man für ihre Spitzenkandidatin stimmt.

Am Montag ist der Sohn dann das erste Mal richtig zur Schule gegangen. Ohne die Brotdose von Frau Giffey, die roten Herzen darauf kamen nicht so gut an. Die Corona-Inzidenz stagniert derweil bei einem Wert von um die 60 in Berlin, vor einer Woche lag er noch bei 40. Am Dienstag will der Senat darüber beraten, wie Berlin die Beschlüsse des Bundes etwa zu kostenpflichtigen Tests ab Oktober umsetzen wird um die „Impfmoral“ zu erhöhen.

Ich bin immer für die Moral, alleine weil ich einen weiteren Herbst im Homeschooling mit dann zwei schulpflichtigen Kindern nicht erleben will. Aber ob man die Leute an die Spritze kriegt, indem man ihnen Druck macht, nach dem Motto: Impfung, oder die Kinokarte wird in Zukunft richtig teuer?

Wo ist eigentlich die politische Debatte darüber, wann man von den Inzidenzen als immer noch alleinigem Gradmesser abrückt?

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