Kritik an Scheuers Personalpolitik: Kaum Frauen in Führungspositionen

Die Grünen kritisieren den starken Männerüberhang in Andreas Scheuers Verkehrsministerium. Alle Ab­tei­lungs­lei­te­r:in­nen sind männlich.

Tamara Zieschang

Unter den beamteten Staats­se­kre­tä­r:in­nen gibt es mit Tamara Zieschang nur eine Frau Foto: epa

BERLIN taz | Die Grünen kritisieren, dass zu wenige Frauen an wichtigen Schaltstellen im Bundesverkehrsministerium sitzen. Alle neun Abteilungsleitungsposten im Haus von Andreas Scheuer (CSU) sind mit Männern besetzt – vor dessen Amtsantritt vor vier Jahren waren noch zwei von damals acht Ab­tei­lungs­lei­te­r:in­nen weiblich. Auch in den nachgeordneten Behörden sind Frauen extrem unterrepräsentiert. Das geht aus der Antwort aus dem Bundesverkehrsministerium auf eine Anfrage der grünen Bundestagsabgeordneten Lisa Badum hervor.

„An die Einstellung von Frauen denkt Minister Scheuer wohl vor allem, wenn es um seine PR-Kampagne fürs Helm tragen geht, dann aber nur in Unterwäsche“, stichelt Badum. Scheuers Kampagne für Fahrradhelme ist wegen ihres sexistischen Charakters kritisiert worden. Die Plakate zeigten wenig bekleidete junge Menschen, vor allem Frauen, mit Fahrradhelm.

Im Verkehrsministerium und den angeschlossenen Behörden gilt: Je höher die Position, um so seltener ist sie mit einer Frau besetzt. Die Posten der parlamentarischen Staatssekretäre im Bundesverkehrsministerium sind mit Steffen Bilger und Enak Ferlemann in Männerhand.

Unter den beamteten Staats­se­kre­tä­r:in­nen gibt es mit Tamara Zieschang neben Michael Güntner nur eine Frau. Besser als bei den frauenfreien Abteilungsleitungen sieht es eine Etage tiefer aus. Bei den Unterabteilungsleitungen liegt der Anteil der weiblichen Führungskräfte bei 43 Prozent, vor vier Jahren waren es 25 Prozent. Bei den Referatsleitungen liegt der Anteil bei 41 Prozent nach 33 Prozent im Jahr 2017.

Gleichstellungspolitische Stagnation

Auch in den 43 nachgeordneten Behörden des Ministeriums dominieren Kerle. „Der Anteil von Frauen auf der Ebene der Dienststellenleitungen ist von rund 16 Prozent im Jahr 2017 auf rund 17 Prozent gestiegen“, heißt es in der Antwort von Staatssekretär Bilger auf Badums Anfrage. Hier sind unter den Ab­tei­lungs­lei­te­r:in­nen rund ein Fünftel weiblich. Vor vier Jahren waren es nur 8 Prozent. Aber auf Ebene der Unterabteilungs-, Gruppen-, Fachbereichs- und Außenstellenleitungen herrscht gleichstellungspolitisch Stagnation: Hier ist in den vergangenen vier Jahren der Frauenanteil bei 23 Prozent stehen geblieben. Auf der untersten Führungsebene sind 30 Prozent weiblich, ein kleiner Anstieg.

Badum sieht einen Zusammenhang zwischen den wenigen Entscheiderinnen in Ministerium und Behörden und der aktuellen Verkehrspolitik, die von den Grünen immer wieder wegen der Bevorzugung des Autos und der Vernachlässigung von Alternativen angeprangert wird. „Gerade Themen wie ausreichende Taktung von Bus und Bahn und sichere Fortbewegung auf dem Rad und zu Fuß betreffen Frauen deutlich öfter, doch genau da liefert das Verkehrsministerium nicht ab“, kritisiert Badum.

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