Bahnvorstand geht auf GDL zu: Hoffnung auf Burgfrieden?

Der Bahnvorstand schlägt den Eisenbahner-Gewerkschaften gemeinsame Gespräche vor. Eine Eskalation im Streit um Tarifeinheit könnte abgewendet werden.

Ein Zug fährt in den Bahnhof ein, Menschen stehen am Bahnsteig

Die Fronten zwischen den Eisenbahner-Gewerkschaften und der Deutschen Bahn sind verhärtet Foto: Sasha Steinbach/epa

BERLIN taz | Die Deutsche Bahn (DB) zeigt sich bemüht, ihren Konflikt mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zu deeskalieren. Am Donnerstag unterbreitete der Bahnvorstand der GDL und auch der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) einen Vorschlag, mit dem aus seiner Sicht das Verhältnis der drei Tarifparteien nachhaltig verbessert werden könnte.

„Wir sind bereit, erneut die Hand auszustrecken und gemeinsam eine Regelung zu suchen, die ein geordnetes Nebeneinander der Gewerkschaften bei der Bahn ermöglicht“, erklärte DB-Personalvorstand Martin Seiler. „Wir brauchen Tariffrieden und ein Zeichen der Vernunft aller drei Tarifparteien.“ Mit dem Vorschlag sei eine Existenzsicherung der GDL verbunden. Diese sei auch niemals von der DB in Frage gestellt worden war.

Genau das sieht die GDL bislang anders. Der Hintergrund: Seit Januar dieses Jahres wendet die Deutsche Bahn das umstrittene Tarifeinheitsgesetz an. Danach sind bei einer Tarifkollision nur die Tarifverträge der mitgliederstärksten Gewerkschaft im Betrieb gültig. Betroffen davon sind 71 der 300 Betriebe des Bahn-Konzerns. In 55 Betrieben kommen nunmehr ausschließlich die Regelungen mit der größeren EVG zur Anwendung, nur in 16 Betrieben gelten die Tarifverträge der kleineren GDL. Versuche der GDL, sich gegen diese Aufteilung zu ihren Ungunsten gerichtlich zu wehren, waren bisher nicht erfolgreich.

Nun bietet der Bahnvorstand für den August und September Gespräche an, wie die zuvor geltende Tarifpluralität wieder hergestellt werden kann. Er sei bereit zu einer vom Tarifeinheitsgesetz abweichenden Regelung. Ziel sei es, zu einem neuen Burgfrieden und hin zu einem langfristigen Nebeneinander der Gewerkschaften zu kommen.

Um das zu erreichen, sollen von allen Seiten ausgewählte Moderatoren einbezogen werden. Es müsse auch im Interesse der beiden Gewerkschaften sein, sich nicht länger anzufeinden, so Personalvorstand Seiler. Er bat sie, sich bis zum 26. Juli zu dem Vorschlag äußern.

Unabhängig davon läuft die aktuelle Tarifauseinandersetzung zwischen der Bahn und GDL weiter. Hier sind die Fronten unverändert verhärtet. Noch bis zum 9. August führt die GDL eine Urabstimmung unter ihren Mitgliedern über eine mögliche Arbeitsniederlegung durch. Es kann von großer Zustimmung ausgegangen werden. Damit würden Streiks mitten in den Schulferien fast aller großer Bundesländer drohen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.