Unruhen in Südafrika durch Zuma-Fans: Steine, Brände, Tote

Proteste gegen die Inhaftierung des Expräsidenten Jacob Zuma weiten sich in einigen Städten aus. Nun schickt die Regierung die Armee.

Rauch steigt auf aus Einkaufsmall

Während der Proteste in Südafrika ging in der Stadt Pietermaritzburg Einkaufsmall in Flammen auf Foto: Rogan Ward/reuters

BERLIN taz | Südafrikas Regierung setzt in den beiden bevölkerungsreichsten Provinzen des Landes die Armee gegen sich ausbreitende Proteste ein, die mit der Inhaftierung des Expräsidenten Jacob Zuma wegen Missachtung der Justiz am Donnerstag begonnen hatten. Wie das Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Pretoria am Montag mitteilte, sollen Soldaten in den Provinzen KwaZulu-Natal und Gauteng ein „sicheres Arbeitsumfeld“ für die Polizei herstellen, um „die Unruhen zu beenden, die beide Provinzen in den vergangenen Tagen im Griff hält“.

Vor allem in Zumas Heimatprovinz KwaZulu-Natal mit Zentrum Durban, aber dann auch in und um Johannesburg, größte Stadt des Landes in der Provinz Gauteng, wurden seit Freitag zahlreiche Straßen blockiert, Lastwagen in Brand gesteckt und Autofahrer mit Steinen beworfen. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei kam es zu Verletzten auf beiden Seiten. Bis Montag wurden sechs Tote und über 200 Festgenommene gemeldet.

Am Montag früh verbreiteten Südafrikas Medien dramatische Bilder von brennenden Einkaufszentren und Läden. Brennpunkt war die Stadt Pietermaritzburg, wo der neugebaute Einkaufskomplex Brookside Mall in Flammen aufging, dichte schwarze Rauchwolken trieben kilometerweit. „Tu etwas!!!!“, twitterte am Morgen eine südafrikanische TV-Journalistin, die diese Szenen gefilmt hatte, an die Adresse des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa.

Dieser hatte sich am Sonntagabend an die Nation gewandt – aber nicht in Bezug auf den Machtkampf mit seinem Vorgänger Jacob Zuma, sondern um, wie erwartet, eine Verlängerung des strengen Lockdowns um zwei Wochen zu verkünden, mit einer abendlichen Ausgangssperre ab 21 Uhr und dem Verbot des Verkaufs von Alkohol. Die Covid-19-Neuinfektionen, überwiegend mit der Deltavariante, nehmen weiter zu und liegen bei über 26.000 pro Tag. Allein in den letzten zwei Wochen starben in Südafrika über 4.200 Menschen an Covid. Die Zahl der Toten insgesamt liegt nun bei über 64.000.

Ramaphosa droht mit Strafen

Erst ganz am Ende seiner Rede kam der Präsident auf die Unruhen der Zuma-Anhänger in Teilen des Landes zu sprechen. Deutlich verurteilte er diese als „kriminell“ und „die ohnehin angeschlagene Wirtschaft schädigend“. Sie würden entsprechend bestraft werden. Dabei blieb er sich seiner Haltung treu, den Namen seines Vorhängers nicht auszusprechen.

Hier Recht zu sprechen und die Urteile auszuführen, hatte Ramaphosa bereits früher gesagt, sei „in einer Demokratie allein Aufgabe der Gerichte und der Polizei“. International bekomme Südafrika viel Anerkennung dafür, dass „die Demokratie sich stark gegenüber Korruption gezeigt“ hätte.

Doch die spektakulären Brandstiftungen und Plünderungen dürften diese Anerkennung mit dicken Fragezeichen versehen. Im Fernsehen ist zu sehen, wie Polizisten mit Gummigeschossen Jugendbanden jagen, die Geschäfte verwüsten. Ob es viel mit Zuma zu tun hat, wenn ganze Einkaufszentren in unmittelbarer Nähe zu Polizeistationen leergeräumt werden, sei dahingestellt.

In Medien zitierte Augenzeugen berichteten am Montagnachmittag, erste Soldaten seien in Pietermaritzburg bereits im Einsatz. Die linkspopulistische Oppositionspartei EFF (Economic freedom Fighters) forderte derweil den Rückzug der Soldaten in ihre Kasernen. Sonst würden sich EFF-Anhänger den Protesten anschließen, warnte Parteichef Julius Malema: „Alle Kämpfer müssen bereitstehen. Sie werden uns nicht alle umbringen.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.