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Spielzeit für eröffnet erklärt

Kurz bevor das allerletzte Tageslicht am Himmel verglimmt, ist es wieder so weit. Wie selbstverständlich flattert eine Fledermaus durch die Werbung auf der Leinwand, beleuchtet vom Schein des Projektors. Trotz ihrer hektischen Flugbewegungen vermittelt sie ein Bild der Ruhe, der Entspannung, der Normalität. Corona ist plötzlich weit weg. Und dann beginnt auch schon der Film.

Die Ma­che­r*in­nen des Freiluftkinos Friedrichshain haben sich für die Premiere in der zweiten Coronasaison am Freitagabend eine Komödie ausgesucht. „Rosas Hochzeit“ handelt von einer 45-Jährigen, die immer für alle anderen da ist, aber nie für sich, und daher beschließt, noch mal neu anzufangen. Der Film sollte eigentlich im November anlaufen und war damit einer der ersten, der vom zweiten Lockdown und der bis heute andauernden Schließung der Kinos kalt erwischt wurde. Nun grüßt die Regisseurin in einer eigens erstellten Videobotschaft und freut sich, dass ihr Film endlich zu sehen ist.

Wer will, kann in der überlasteten Hauptperson Rosa, die sich ständig um drei Dinge gleichzeitig kümmern muss, natürlich eine Anspielung auf den Stress vieler Familien in Pandemiezeiten sehen. Man muss das aber nicht. Eigentlich spielt Corona im Film keine Rolle.

Jenseits der Leinwand sieht das ganz anders aus. 250 Menschen sind bisher laut der Vorgabe des Senats für Open-Air-Kulturveranstaltungen zugelassen. Sie verteilen sich weiträumig auf den Bänken und Stühlen im eigentlich mehr als 1.500 Personen fassenden Freiluftkino im Volkspark. Die Pandemie hat Lücken gerissen, die wieder gefüllt werden müssen. Man sieht das, und man spürt es auch. Doch das Publikum trotzt der leeren Ränge und applaudiert euphorisch, als Betreiber Arne Höhne die Spielzeit für eröffnet erklärt.

Richtig lohnt es sich für ihn und sein großes Team noch nicht. Aber Höhne ist froh, dass es überhaupt losgeht. „Vor vier Wochen haben wir damit wegen der hohen Inzidenzen gar nicht rechnen können“, sagt er und blickt dann voraus auf die vom Senat bereits angekündigten Lockerungen und die Sommer-Berlinale, die Mitte Juni unter anderem in diesem Freiluftkino läuft. „Wir sind Premierenkino“, freut sich Höhne und fügt hinzu, dass er noch nicht wisse, unter welchen Bedingungen die Filme dann gezeigt werden können. Aktuell besteht zwar Maskenpflicht jenseits des eigenen Sitzplatzes; ein negativer Coronatest wird aber wegen der großen Abstände nicht benötigt, anders als etwa in der Außengastronomie.

Es liegt auch an den für Mai doch sehr dezenten Temperaturen, dass dieser Abend noch kein euphorisches Filmfest wird mit Popcornrascheln und an passenden Stellen plöppenden oder umfallenden Bierflaschen. Vielmehr sind dicke Decken und Mützen hilfreich. Aber es ist ein Anfang. Und an den ab und an aus dem Park herüberklingenden Technobässen hört man, dass es auch anderen so geht. Bert Schulz

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