Berliner Club in Finanznot: Wo liegen die Hilfsgelder rum?

Dem Club Mensch Meier geht das Geld aus. Der Grund: Zugesagte Coronahilfen werden nicht ausgezahlt. Es ist nicht der erste Fall dieser Art.

Eine Discokugel reflektiert Licht

Geht in einigen Clubs in Berlin doch noch das Licht aus? Foto: dpa

BERLIN taz | Seit der Schließung der Clubs Ende März 2020 hörte man von ihnen immer wieder Hilferufe. Man könne nicht mehr; man werde, wenn das so weitergeht, nicht überleben; und so weiter. Bislang, so verkündete Pamela Schobeß, Chefin der Clubcommission, vor Kurzem in einer mit Kultursenator Klaus Lederer (Linke) abgehaltenen Zoom-Konferenz, sei jedoch alles gut gegangen. Kein Club musste wegen Corona aufgeben. Die Hilfen von Land und Bund wirkten.

Ende vergangener Woche setzte der Club Mensch Meier jedoch einen Tweet ab, der nahelegte, dass es den Laden in Prenzlauer Berg doch noch erwischen könnte. „Sind wir dann nächste Woche pleite, weil die Mühlen der Bürokratie zu langsam mahlen?“, fragte man darin.

Das Mensch Meier gehört zu jenen Clubs, von denen seit Beginn der Pandemie nicht die leiseste Klage zu vernehmen war. Daher ist anzunehmen, dass man nicht ohne Grund die Not öffentlich macht. Anias Meier (beim Mensch Meier haben alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen traditionsgemäß denselben Nachnamen) poltert dann auch nicht herum, als er die Situation des Clubs beschreibt. „Es kann schon mal passieren, dass Fehler gemacht werden“, sagt er. „Dafür haben wir Verständnis. Aber kaputtgehen sollten wir jetzt bitte auch nicht.“

Das Problem bei Mensch Meier ist im Wesentlichen: Lange zugesagte Gelder kommen einfach nicht an. Gestundete Rechnungen, unter anderem für die 18.000 Euro teure Lüftungsanlage, für die Fördergelder zugesagt wurden, seien jetzt ultimativ fällig. Kurzarbeitergeld für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auch. Doch das Konto bleibe seit einer ganzen Weile leer.

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Der Club habe aus diesem Grund vor Wochen begonnen, zwischen Kulturverwaltung und der für die Coronahilfen zuständigen Investitionsbank Berlin (IBB) herumzutelefonieren. Man wurde von A nach B verwiesen, immer wieder vertröstet. Aber jetzt brenne einfach die Hütte; die Liquidität, berichtet Anias Meier, sei ernsthaft in Gefahr.

Hilfen, die erst spät kamen, gab es schon öfter in der Coronazeit, sagt Simone Meier. „Man konnte dann aber immer noch jonglieren, indem man Zahlungen verschob. Aber jetzt gibt es nichts mehr zum Jonglieren.“

Was ist diesmal anders? Es hake „am Zusammenspiel von Soforthilfe IV und Überbrückungshilfe III“, sagt Simone Meier. Solange vom Land Berlin die Soforthilfen bezahlt wurden, lief alles relativ reibungslos. Doch seit Ende 2020 der Bund mit seinen Novemberhilfen übernommen hat, stottere das System.

Simone Meier

„Das Geld, von dem ich stark ausgehe, es zu bekommen, liegt ja irgendwo“

Hilfe dank eines Tweets

Das bestätigt Lutz Leichsenring, Sprecher der Clubcommission. Mehreren Clubs sei es seit der Übernahme des Bundes bei den Hilfen so ergangen wie dem Mensch Meier. Etwa dem SO 36 in Kreuzberg, das dann auch per Twitter das Problem öffentlich machte. Kurz danach seien die Gelder gekommen.

Twitter scheint tatsächlich etwas zu bewirken, wenn die Bürokratie Ärger macht. Diese Erfahrung hat nun auch der Club in Prenzlauer Berg gemacht. Gleich nach dem Tweet habe sich die Kulturverwaltung gemeldet, so Simone Meier. Mit der erneuten Zusage: Das Geld komme, dieses Mal aber wirklich. Zudem habe ein weiterer Berliner Club dem Mensch Meier angeboten, mit einem Kredit auszuhelfen. Aus der Community seien ähnliche Angebote erfolgt.

Doch Kredite aufzunehmen sei der wirklich „letzte Fallschirm“, den sie nur ungern aufspannen möchte, so Simone Meier. Am Ende werde der Kredit als Einnahme verbucht und von den nächste Hilfen abgezogen oder Ähnliches – und das finde sie ziemlich „unsexy“. Nein, „das Geld, von dem ich stark ausgehe, es zu bekommen, liegt ja irgendwo“, so Simone Meier. Es müsse nun aber einfach sofort überwiesen werden.

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