Felix Lee zur aufgehobenen Impfpriorisierung: Nur ein erster Schritt
Als vor fünf Monaten die Impfkampagne begann, hatte die Bundesregierung entschieden, Älteren, Kranken und Menschen in Berufsgruppen mit besonders vielen Kontakten den Vorrang zu geben. Das war richtig. Denn es war klar: Alle können nicht gleichzeitig drankommen. Und wer am meisten gefährdet war, sollte auch als Erstes geschützt werden.
Nun hat die Bundesregierung beschlossen, in knapp drei Wochen die Priorisierung komplett zu kippen. Auch das ist eine richtige Entscheidung. Denn dass die Impfpriorisierung irgendwann fallen wird, war immer Teil des Plans. Voraussetzung ist, dass genug Impfstoff da ist. Und genau das wird in drei Wochen der Fall sein.
Mehr als 40 Millionen Impfdosen wurden bundesweit bislang verabreicht. Das heißt: 37 Prozent der Bundesbürger sind mindestens ein Mal geimpft – rund zehn Millionen voll. Weitere 15 Millionen Dosen werden in den nächsten drei Wochen erwartet. Im Juni soll es in großen Schritten weitergehen. Werden im Mai wöchentlich etwa 4 Millionen Dosen bundesweit geliefert, wird die Zahl im Juni auf fast 8 Millionen steigen. Das Problem wird dann nicht mehr die Knappheit an Impfstoff sein, sondern dass zu wenig Menschen noch zum Impfen kommen. Das lässt sich derzeit in den USA beobachten. Wenn sich die Infektionslage entspannt, schwindet die Impfbereitschaft.
Es wird nicht reichen, die Impfpriorisierung aufzuheben und Betriebs- und Privatärzte einzubinden. Angesichts der zu befürchtenden Ausbreitung von noch ansteckenderen Mutanten werden wir auch hierzulande eine hohe Impfquote benötigen.
Deshalb brauchen wir schon jetzt Kampagnen, die viele Menschen zur Impfung bewegen, etwa indem Menschen, die sich besonders abgehängt fühlen, direkt angesprochen werden. Auch Gespräche mit den Schulbehörden stehen dringend an. Denn sobald im Juni die Impfungen von Jugendlichen zugelassen sind, im Herbst dann auch die von Kindern, sollte alles vorbereitet sein. Nur das verspricht eine Rückkehr zu normaleren Zeiten.
das thema
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