Gefechte in Tschad: Die Panzer fahren auf

Die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und aus Libyen einmarschierten Rebellen dauern an. Die Opposition in Tschad hat ein Ultimatum gestellt.

Panzer auf einer Straße mit Verkehr

Ein Panzer vor dem Präsidentenpalast in N'Djamena am 19. April Foto: reuters

TUNIS taz | Auch am Montag sind die Kämpfe in Tschad weitergegangen. In der Stadt Mao 280 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt N'Djamena lieferten sich Rebellen der FACT (Front für Wandel und Eintracht in Tschad), die am 11. April aus Libyen heraus die Grenze in ihr Heimatland überschritten und über 2.000 Kilometer in Toyota-Jeeps zurückgelegt hatten, Augenzeugen zufolge weiter heftige Gefechte mit der Armee.

Am Sonntagabend hatte die Regierung von Präsident Idriss Déby im Staatsfernsehen die Zerschlagung der Rebellen verkündet: 300 ihrer Kämpfer seien „neutralisiert“ worden. Doch Bewohner von Mao berichten der taz am Telefon, dass zwei Versuche der Regierungstruppen, die Rebellen zu vertreiben, am Sonntag gescheitert seien. „Bei den Angriffen gegen 13 Uhr und 15 Uhr starben viele Soldaten“, so ein lokaler Anführer der Toubou-Gemeinde. Eigenen Angaben zufolge haben die FACT-­Kämpfer mehrere hochrangige Armeeoffiziere getötet. Am Montag fuhren in der Hauptstadt N'Djamena Panzer auf.

Die meisten FACT-Kämpfer gehören der Volksgruppe der Toubou an und stammen aus der Region um Mao. Vor ihrem Einmarsch hatte die FACT in Libyen auf der Seite des Warlords Chalifa Haftar gekämpft. Der Feldmarschall musste trotz französischer und russischer Militärhilfe im Sommer 2020 seine Belagerung der libyschen Hauptstadt Tripolis abbrechen und sich nach Zentral- und Ostlibyen zurückziehen.

Seine tschadischen Verbündeten überquerten die Grenze nach Tschad am Tag der dortigen Präsidentschaftswahl, nachdem russische Militärexperten sie ausgebildet hatten. Augenzeugen berichten, sie seien sehr gut ausgerüstet, mit wärmesuchenden Panzerabwehrraketen und neuen Funkgeräten.

Frankreich hält sich zurück

„In N'Djamena macht sich langsam Panik breit, denn auch schon vor dem Angriff gab es Spaltungstendenzen in der Armee Débys. Alles hängt von der Reaktion der Franzosen ab“, sagt der Exiltschader Ahmed Hassan, der Kontakt zu Hauptstadtbewohnern hält. Nahe N'Djamena unterhält Frankreich eine seiner größten Militärbasen in Afrika, französische Luftangriffe haben 2008 und 2019 Rebelleneinmärsche in die Hauptstadt gestoppt. Doch zur Verwunderung vieler Beobachter hat die französische Luftwaffe jetzt die FACT-Kolonnen auf dem Weg nach Mao zwar überflogen, aber nicht bombardiert.

FACT-Führer Mohamed Mehdi kündigte an, die Tschader im Widerstand gegen den seit 30 Jahren herrschenden Déby einen zu wollen. Am Sonntag forderten führende Oppositionspolitiker einen Waffenstillstand und Dialog zwischen Regierung und Rebellen. Dafür gaben sie beiden Seiten bis zum 25. April Zeit und forderten die internationale Gemeinschaft auf, einen Bürgerkrieg zu verhindern.

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