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FC Bayern München noch nicht Meister!

Nach dem 1:1 in Wolfsburg steht der Titelgewinn des FC Bayern noch nicht fest, aber die Wachablösung scheint unvermeidlich

Aus Wolfsburg Christian Otto

Diese große Tücke, dass eine gesamte Saison in ganz wenigen Momenten entschieden wird, ist zu ihrem treuen Begleiter geworden. Der FC Bayern München und der VfL Wolfsburg streiten als einsames Duo darum, wer von ihnen die derzeit Besten im deutschen Frauenfußball sind. Dabei wird am Thron der erfolgsverwöhnten Wolfsburgerinnen erfolgreich gerüttelt. Die Münchnerinnen haben sich im Spitzenspiel in Wolfsburg ein 1:1 erkämpft. Die Führung für den Sieger hatte die starke Sydney Lohmann in der 34. Minute erzielt. Für Wolfsburg reichte es nur zum Ausgleich durch Ewa Pajor (81.). Das sorgt in der Tabelle dafür, dass sich Spitzenreiter München realistisch betrachtet nicht mehr einholen lässt. Der Rest der Liga ist zu schwach, um der Elite ein Bein stellen zu können.

Es geht bei diesem Wettstreit um eine generelle Hackordnung. Die starken Wolfsburgerinnen sind es kaum noch gewohnt, dass ihnen jemand auf nationaler Ebene ein Bein stellt. In dieser Saison jedoch gelang gegen den aufmuckenden FC Bayern bei zwei Versuchen lediglich ein einziger Punktgewinn. Allein das reicht, um keine echte Chance mehr auf die Meisterschaft zu haben. Für den VfL Wolfsburg bleibt nach dominanten Jahren zumindest noch als schwacher Trost, am 30. Mai das Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt gewinnen und damit die Saison zumindest mit einem Titel abschließen zu können. Die auf Profisport und Erfolg getrimmte Mannschaft wird sich darüber nur bedingt freuen können.

Das Miteinander am Muttertag, das das Spitzenspiel bei traumhaftem Sommerwetter bestimmte, war wie erwartet kein besonders freundliches. Von Beginn an wurde leidenschaftlich gegrätscht, geschubst und gestritten. Wie kompromisslos der Frauenfußball sein kann, zeigte sich beispielhaft bei einer ganz normalen Plänkelei im Mittelfeld. Die Wolfsburgerin Svenja Huth hatte mit Lina Magull ihr bajuwarisches Pendant gefoult. Ein Pfiff und ein Freistoß folgten. Eine Entschuldigung oder eine versöhnliche Geste von Huth bei der am Boden liegenden Magull wollte nicht in Sicht kommen.

An der Spitze des deutschen Frauenfußballs geht es nicht um Nettigkeiten, sondern um Elementares. Die Rivalität zwischen Wolfsburg und Bayern wird durch markige Worte von Männern zementiert. „Es ist unser Anspruch, auch mit unseren Fußballerinnen internationale Spitze und in Deutschland Nummer 1 zu sein. Diesem Ziel nähern wir uns mit großen Schritten an“, erklärt Herbert Hainer, der Präsident des FC Bayern München.

Die Frage, wer den VfL Wolfsburg als amtierender Deutscher Meister ablöst, ist mit viel mehr als nur einem Titel und temporärem Lorbeer verbunden. Nur der besten deutschen Mannschaft ist in der kommenden Saison ein Platz in der neu geschaffenen Gruppenphase der Champions League sicher. Die Königsklasse wird analog zu den Männern reformiert. Sie ist für den FC Bayern und die Wolfsburgerinnen ein Muss. Falls der VfL Wolfsburg in Kürze sich nur noch Vizemeister nennen darf, steht ihm eine unbequeme Qualifikationshürde auf dem Weg in die Champions League bevor. Dort müssen die Niedersachsen aber dauerhaft vertreten sein, um sich gut vermarkten und um gutes Personal bemühen zu können. „Beide Kader sind darauf ausgelegt, Champions League zu spielen. Viele Talente würden nicht in Wolfsburg spielen, wenn wir die Teilnahme an der Champions League nicht anpeilen“, sagt Ralf Kellermann, Sportdirektor des VfL Wolfsburg.

Was dem VfL Wolfsburg in dieser Saison in den entscheidenden Momenten fehlte, ist die nötige Konsequenz und Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. Das war schon so, als es das Ausscheiden im aktuellen Champions-League-Wettbewerb gegen den FC Chelsea zu beklagen gab. Und das war auch der Fall im gestrigen Heimspiel gegen München. Ohne die verletzte Torjägerin Alexandra Popp fehlte es an der Fähigkeit, sich nach einem guten Spielaufbau entscheidend durchzusetzen.

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