: Der Nabu lässt das Messen sein
Das Bürgerprojekt Luftmessnetz wird aus Kostengründen beendet. Am Hafen wurden gerade noch erlaubte Stickoxidwerte ermittelt
Malte Siegert, Nabu-Landesvorsitzender
Nach zwei Jahren Betrieb wird der Naturschutzbund (Nabu) jetzt sein Luftmessnetz am Hafen abbauen. Das Projekt mit Bürgerbeteiligung (Citizen Science) sei für den Nabu zu teuer, sagte der Landesvorsitzende Malte Siegert. Die neuesten Messdaten bestätigten, dass die Belastung durch Stickoxide am nördlichen Elbufer in Hamburg groß ist.
Für das Projekt hat der Nabu ein Messnetz aus neun Sensoren auf Privatgrundstücken zwischen Blankenese und der Hafencity installiert. „Wer in Hamburg vor allem nördlich der Elbe lebt, ist angesichts der vorherrschenden Süd-West-Windrichtung einer erhöhten Gesundheitsgefahr durch schlechte Luft ausgesetzt“, sagte der Landesvorsitzende Siegert am Donnerstag. Die Schifffahrt sei weiterhin das „große Sorgenkind“ der Luftreinhaltung. Schiffe verdreckten die Luft in Hamburg deutlich stärker als Autos.
Es habe zahlreiche Tage mit durchgängig erheblicher, gesundheitsschädigender Belastung gegeben, berichtete Siegert. Am stärksten war die Belastung am St. Pauli Fischmarkt, wo mit einem Jahresmittelwert von 38 Mikrogramm pro Kubikmeter der Grenzwert von 40 nur knapp unterschritten wurde. Weitere hohe Durchschnittswerte maßen die Sensoren im Olbersweg und am Pinnasberg, aber auch in Teufelsbrück und an der Elbchaussee.
Der Nabu fordert eine bessere Aufklärung und eine schnellere Umsetzung relevanter Maßnahmen aus dem Luftreinhalteplan des Senats. Außerdem solle der Senat Emissionsfreiheit als Ziel für kleinere Schiffe vorgeben.
Es gibt jedoch auch gute Nachrichten: Für Schwefeldioxid konnte der Nabu an keinem der neun Standorte besonders hohe Konzentrationen feststellen. „Dies zeigt auch, wie gut verschärfte Regulierungen wirken, denn für diesen Schadstoff gab es in den letzten Jahren für die Schifffahrt drastische Reduktionsvorgaben“, sagte Sönke Diesener vom Nabu.
Der Hafen trage durch seine innerstädtische Lage erheblich zur Schadstoffbelastung in der Stadt bei. „40 Prozent der gesamten Stickoxid-Belastung in der Hansestadt werden allein durch die Emissionen der Schifffahrt verursacht“, sagte Diesener. Da es kaum städtische Messstationen im Hafen gebe, hatte der Nabu im April 2019 das Luftmessnetz zur Sammlung unabhängiger Daten zusammen mit Anwohnern aufgebaut. Das Projekt wurde von der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung gefördert.
Das Messnetz solle kein Ersatz für das bestehende städtische Netz aus Mess-Containern sein, sondern dieses ergänzen, erläuterte Siegert. Zwar könne das Projekt nicht weitergeführt werden, an dem Thema Luftverschmutzung bleibe der Nabu aber dran. (epd)
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