Coronamodellprojekt im Saarland: Schnelltest und ab ins Restaurant

Experiment im Saarland: Ein negativer Schnelltest vorausgesetzt, sollen Theater, Gastronomie und Fitnessstudios allen offenstehen.

Wirtin bringt ihren Gästen, die vor ihrer Kneipe in der Innenstadt von Saarbrücken sitzen, Getränke

Kann das gutgehen? In Saarbrücken dürfen Bars zumindest draußen wieder Gäste bewirten Foto: Oliver Dietze/dpa

FRANKFURT AM MAIN taz | Belebte Einkaufsstraßen, geöffnete Kinos, Theater und Fitnessstudios, sogar der Espresso zusammen mit Bekannten in der Fußgängerzone – im Saarland soll das alles ab sofort wieder Alltag werden. Trotz steigender Infektionszahlen hat die saarländische Landesregierung am Dienstag ihr landesweites Modellprojekt gestartet. Mit einem negativen Coronaschnelltest, der nicht älter ist als 24 Stunden, kann ohne Voranmeldung eingekauft werden. Die Außengastronomie darf öffnen, sogar private Feiern mit bis zu 10 Personen sind erlaubt.

„Es muss uns nach einem Jahr Pandemie mehr einfallen, als nur zu schließen und beschränken“, verteidigt Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) die Lockerungen. Aus der Bundespolitik kommen skeptische Stimmen. Als „sehr gewagt“ bezeichnete Bundeskanzlerin Angela Merkel den Schritt und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach nannte die Lockerungskonzepte „halbgar“. Die Verantwortlichen im Saarland widersetzen sich jedenfalls der Forderung nach einem neuen harten Lockdown.

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Damit geht die Regierungskoalition aus CDU und SPD bewusst ins Risiko. Zuletzt stieg die Inzidenz im Saarland leicht, auf 91 Infektionen pro 100.000 Einwohner, in den Regionen Saarlouis (107) und Neunkirchen (121) lag sie sogar über dem kritischen Wert von 100. Die Landesregierung will die Entwicklung mit einer massiven Impfkampagne und konsequentem Einsatz von Schnelltests unter Kontrolle behalten.

Im Bundeswehr-Impfzentrum in Lebach herrschte denn auch über Ostern reger Betrieb. Am Sonntag erhielt die Tag und Nacht geöffnete Einrichtung mit Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer prominenten Besuch, in ihrer Begleitung der Ministerpräsident und das halbe Landeskabinett.

Beim Impfen vorne

Sie sei überwältigt, wie gut das Angebot nächtlicher Impfungen angenommen werde, sagte die Bundesministerin, die im Saarland zu Hause ist. Über Ostern hätten so 15.000 SaarländerInnen zusätzlich geimpft werden können, so AKK. Mit einer Impfquote von 14,6 Prozent liegt das Land leicht über dem Bundesschnitt von 12,7 Prozent.

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Auch die stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) betont die hohe Impfquote: „Beim Testen und beim Impfen ist das Saarland bundesweit vorne. Alles außer Dauerlockdown birgt auch ein Risiko, deshalb haben wir bewusst auch eine Notbremse verabredet, wenn die Lage sich verschlechtert“, so Rehlinger zur taz. „Wir öffnen umsichtig und mit Testpflicht Bereiche des öffentlichen Lebens, die vergleichsweise wenig Risiko bergen“, betont sie.

Der saarländische Gastronomieverband Dehoga begrüßte die Lockerungen, rechnet allerdings damit, dass zunächst höchstens 40 Prozent der Betriebe öffnen. Auch die Bevölkerung ist wohl eher skeptisch. Bei einer Onlineabstimmung der Saarbrücker Zeitung votierten nur 34 Prozent der 1.900 Teilnehmenden für die Lockerungen, 57 dagegen. Niemand rechne mit einem Ansturm auf die Geschäfte und Gedränge in der Außengastronomie, heißt es aus der Landesregierung.

Seit Dienstag steht im Saarland die Ampel gleichwohl auf Grün, auch wenn dies mit den Osterfeiertagen zusammenhängen könnte. Sollten in einzelnen Regionen oder im ganzen Land die Inzidenzwerte drei Tage in Folge über 100 liegen, wollen die Verantwortlichen wieder auf Gelb zurückschalten und einen Teil der Lockerungen zurücknehmen.

„Wenn es eine bedrohliche Lage gibt in den Intensivstatio­nen, werden wir die Stufe Rot zünden, das bedeutet einen konsequenten Lockdown“, versichert Ministerpräsident Hans. Die saarländische Kranken­hausgesellschaft äußerte sich derweil besorgt, dass ein solcher Fall eintreten könnte. Bereits jetzt seien 80 Prozent der Intensivbetten und schon 60 Prozent der Beatmungsbetten belegt, berichtet die Saarbrücker Zeitung.

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