Lukaschenko-treue Band beim ESC: Im Dienste des Regimes

Im Kampf für seinen Machterhalt schickt der belarussische Präsident eine Propaganda-Band zum Eurovision Song Contest. Deren Texte sind zum Gruseln.

Ein Sänger gestikuliert auf der Bühne.

Galasy ZMesta, für Belarus beim ESC am Start Foto: BelTa/reuters

Im Kampf gegen die Opposition und für seinen eigenen Machterhalt macht der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko nicht einmal mehr vor der leichten Muse halt. Dieser Tage wurde bekannt, wer Belarus beim Eurovision Song Contest vertreten wird. „Galasy SMesta“ heißt die Truppe, die Frohsinn in staatlichem Auftrag verbreiten soll.

Die fünf Mu­si­ke­r*in­nen stammen aus Baranowitschi – eine Stadt, wo man nicht einmal tot über dem Zaun hängen möchte. Nicht diese Provinzialität ist das Problem, wohl aber der russischsprachige Wettbewerbsbeitrag. „Ich werde es dir schon beibringen, nach der Pfeife zu tanzen und auf Linie zu kommen. Du wirst mit allem zufrieden sein und dich über alles freuen“, trällert die Band, die sich im vergangenen August und damit kurz nach Beginn der Massenproteste zusammengefunden hat. Daher ist auch klar, an wen sich die Botschaft richtet: an alle, die seit Monaten gegen das Regime auf die Straße gehen.

Kri­ti­ke­r*in­nen der bestehenden Verhältnisse, aber auch die Europäische Union in den Dreck zu ziehen ist ein Markenzeichen von „Galasy SMesta“. Ihrem Song „Euro-Traum“ – auf der Website flankiert von der händischen Geste „Fickt euch!“ – entnehmen wir folgende Weisheiten: „Alle wollen Gleichheit und Brüderlichkeit / und überall ihren Willen zum Ausdruck bringen / Und in einem Anfall von Toleranz / dem Sohn ein Kleid anziehen!“ Solch krudes Gedankengut kommt nicht von ungefähr. Aufschlussreich ist die Selbstauskunft des Sängers Dmitri Butakow. Er sei ein wahrhaftiger Sowjetmensch. Belarus als selbstständiger Staat, das sei für ihn schwer zu akzeptieren, verriet er.

Die Wahl von „Galasy SMesta“ geht auf das Konto der staatlichen Rundfunkanstalt Belteleradiokompanija. Lukaschenkos Speichellecker in Gestalt der Staatspresse waren des Lobes voll. Das Lied sei von feinsinniger Ironie, jedoch mit einem tiefschürfenden Gedanken, schrieb die Zeitung Belarus heute.

Es mehren sich Stimmen, den Beitrag zu canceln

Im Westen mehren sich Stimmen, den Beitrag zu canceln. Schließlich sei der Wettbewerb unpolitisch. Schön wär’s. Erinnert sei an die ukrainische ESC-Gewinnerin Jamala von 2016, die ihren Song „1944“ dem Schicksal der Krimtataren widmete. Aber vielleicht kommt „Galasy SMesta“ ja noch etwas dazwischen. Im Reiche Lukaschenkos reicht da schon ein falsches Wort. Das wäre für alle die beste Lösung.

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Mehr Geschichten über das Leben in Belarus: In der Kolumne „Notizen aus Belarus“ berichten Janka Belarus und Olga Deksnis über stürmische Zeiten – auf Deutsch und auf Russisch.

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