Schule in Coronazeiten
: Die schlechteste Lösung von allen

Ich wohne noch nicht so lange wieder in Niedersachsen, aber eines fällt mir auf: In Sachen Krisenmanagement scheint dieses Bundesland einen Hang zur denkbar schlechtesten Lösung zu haben. Seit gestern soll mein Zweitgeborener wieder in die Grundschule gehen. Im Wechselmodell. Dafür gab es zwar schon einen Rüffel aus dem Kanzleramt, aber man glaubt hier, das sei besser so und hat die Schulen zumindest teilweise für die Abschlussjahrgänge und jüngsten Schüler wieder geöffnet.

Letzte Woche waren die älteren Schüler dran und das ging dann schon mal schief, weil viele Busunternehmen stumpf im Ferienfahrplan weiterfuhren. So eine Umstellung dauert ja auch, da will man doch erst mal sehen, wie lang die Halbwertszeit dieser Verordnung ist. Diese Woche sind nun also die Kurzen dran und die Grundschule meines Sohnes hat sich zielsicher noch einmal für die denkbar ungünstigste Variante bei den drei verschiedenen Wechselmodellen entschieden: die Halbierung des Halbtagesunterrichts. Ja, genauso habe ich auch geguckt.

Das Kind darf jetzt jeden Tag von 8 bis 10.25 Uhr in die Schule. Das reicht, um alle Kumpels auf dem Schulhof einmal freudig über den Haufen zu rempeln, in der Klasse gründlich zu klären, wer welche Arbeitshefte wo vergessen hat und neue Arbeitsblätter auszuteilen, die man dann zu Hause machen kann.

Immerhin: Ich hatte zwischendurch den Verdacht, dass all dieses Gefasel von den armen abgehängten Kindern nur vorgeschoben ist und das Festhalten am Präsenz-Unterricht vor allem dazu dient, die Arbeitskraft der Eltern zu erhalten. Davon kann bei diesem Modell aber keine Rede sein. Früher aufstehen und das widerspenstige Kind auf den Schulweg bringen, kostet Zeit und Kraft – und dafür gewinnt man gerade mal die Zeit, eine Tasse Kaffee zu trinken und eine Mail zu beantworten oder einen Anruf zu erledigen, bevor das Kind wieder abgeholt werden muss.

Aber was soll’s: Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Regelung ohnehin bald wieder kassiert. Vielleicht schon heute nach der Ministerpräsidentenkonferenz. Vielleicht erst nächste Woche, wenn die Virusmutationen so richtig anfangen auch in Niedersachsen ihr Unwesen zu treiben. Sicher ist nur eines: Man wird auch dann die nächstschlechteste Lösung finden, das ist der niedersächsische Way of Life. Nadine Conti