die dritte meinung
: Drei Strategien für nachhaltigen Konsum schlagen Michael Bilharz und Laura Spengler vor

Laura Spengler und Michael Bilharz sind Mitarbei­terInnen im UmweItbundesamt. Zu ihren Schwerpunkten gehört die Förderung nachhaltiger Konsum­strukturen.

Was kann der oder die Einzelne schon bewirken? Immer wieder wird bezweifelt, dass Ver­brau­che­r*in­nen relevant genug sind, um nachhaltigen Konsum voranzubringen. Die einfache Schlussfolgerung lautet oft: Die Politik allein sei verantwortlich und in der Lage, durch entsprechende Regelungen für Nachhaltigkeit zu sorgen.

Das wird den komplexen Wechselwirkungen von Gesellschaft und Politik nicht gerecht. Denn unbeantwortet bleibt die Frage: Wer bringt die Politik dazu, etwas zu tun? Die Empirie spricht eine klare Sprache: So brauchte es beispielsweise 30 Jahre und 1,7 Millionen Menschen, die freiwillig Carsharing nutzen, bis das erste Gesetz zur Förderung von Carsharing verabschiedet wurde. Nicht selten reagiert Politik erst dann, wenn das freiwillige Handeln von Pionieren eine kritische Masse erreicht hat. Die spannende Frage ist deshalb: Wie können wir Einzelpersonen uns so verhalten, dass wir zur „kritischen Masse“ für Veränderungen werden?

Bernward Gesang bewirbt in der taz als effektivste Strategie, für den Klimaschutz zu spenden. Damit können wir in der Tat tonnenweise CO2-Vermeidung ermöglichen, sogar mehr CO2, als wir heute selbst verantworten. Spenden ist aber nur eines von drei Dingen, die wir tun können. Wir können unseren CO2-Fußabdruck auch reduzieren, indem wir nachhaltiger konsumieren, zum Beispiel das Haus dämmen oder weniger Fleisch essen. Und wir können drittens als soziale Wesen unseren „Handabdruck“ vergrößern, indem wir aktiv Einfluss auf andere nehmen – im Gespräch oder im politischen Engagement.

Bei allen drei Strategien gibt es Maßnahmen, die wenig bringen, aber auch besonders wirksame „Big Points“ wie das Mobilitätsverhalten. Die Strategien schließen sich nicht aus. Sonst wäre es, als würde man die Frage stellen, ob die Vorspeise, das Hauptgericht oder das Dessert effektiver für ein gutes Essen seien. Alle drei zusammen ergeben das Menü und tragen dazu bei, dass auch andere Akteure – Politik und Wirtschaft – mehr für nachhaltigen Konsum tun.