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Mehr Struktur für Schü­le­r:in­nen

Eine Kommission der Friedrich-Ebert-Stiftung hat untersucht, wie die Chancengleichheit in der Pandemie gewahrt bleibt. Sie fordert, benachteiligte und lernschwache Kinder stärker in den Blick zu nehmen

Von Ralf Pauli

Eine Ex­per­t:in­nen­kom­mis­si­on der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) hat sich am Donnerstag für einheitliche Kriterien bei Schulöffnungen ausgesprochen. „Wenn in einem Bundesland die Grundschulen öffnen und im nächsten nicht, obwohl die Inzidenzwerte gleich sind, dann ist das für Schulen und Eltern nicht verständlich“, sagte Kommissionsleiter Kai Maaz vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und widerspricht damit der geltenden Praxis, wonach jedes Bundesland selbst über die Schulöffnungen entscheidet.

Die FES-Kommission hatte anderthalb Monate darüber beraten, wie man die Folgen der Pandemie für benachteiligte Schü­­le­r:in­nen möglichst gering halten könne. Die lang sichtbare Verbindung von Bildungserfolg und Familienhintergrund drohe sich durch den Distanzunterricht „zu verfestigen und zu verstärken“, heißt es in der Stellungnahme der 22 Expert:innen, zu denen auch Eltern und Schü­le­r:in­nen zählen. Wo Schule als physischer Ort wegfalle, fielen die ungleichen Ressourcen der Elternhäuser umso stärker ins Gewicht. Die FES-Kommission fordert, benachteiligte Schü­le­r:in­­nen und Kinder mit Lernschwächen stärker in den Blick zu nehmen.

Als Erstes, so Maaz, bräuchten Schulen und Eltern in der jetzigen Situation Planbarkeit und Verlässlichkeit. Er würde als verantwortlicher Politiker kommunizieren, dass es auch nach dem Lockdown wohl so schnell keinen Präsenzunterricht geben werde. Dann könnten sich alle Beteiligten auf eine längere Zeit des Wechselunterrichts einstellen.

Weiter sollten möglichst schnell digitale Endgeräte für die benachteiligten Schü­le­r:in­nen zur Verfügung gestellt werden, sagte Kommissionsleiter Maaz. Vor allem sollten auch verbindliche Wochen- und Unterrichtspläne gelten und An­sprech­part­ne­r:in­nen klar sein. Im Hinblick auf Unterrichtsstoff und Prüfungen rät die Kommission zu mehr Gelassenheit. „Es sollte nur das geprüft werden, was im Unterricht erarbeitet wurde“, sagte Maaz. Auf das „Sitzenbleiben“ und „Abschlussprüfungen“ an Haupt- und Realschulen würde er verzichten, wenn die Pandemie Präsenz­unterricht noch länger unmöglich macht.

Die Kul­tus­mi­nis­te­r:in­nen kündigten am Donnerstag an, Abschlussprüfungen sollten auch in diesem Jahr stattfinden und Abschlüsse nicht weniger wert sein. Wer will, soll das Schuljahr wiederholen können. Derweil blieben trotz des Beschlusses vom Dienstag, Schulen „grundsätzlich geschlossen zu halten“, Grundschulen in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern offen. Baden-Württemberg plant mit einer Rückkehr zum Präsenzunterricht am 1. statt am 16. Februar.

Für Präsenzunterricht empfiehlt die Kommission eine Orientierung an bundesweit vereinbarten Inzidenzwerten. Eine Forderung, die unter anderem auch das Robert-Koch-Institut erhoben hat und die bisher von den Ländern abgeschmettert worden ist.

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