Größter Nickelproduzent schließt Fabrik: Dreckschleuder macht dicht
Der russische Konzern Nornickel schließt sein Werk nahe der norwegischen Grenze. Anwohner:innen freuen sich, Leidtragende sind jetzt allerdings andere.
STOCKHOLM taz | Der weltweite Marktführer der Nickelproduktion schließt kurz vor Weihnachten sein schmutzigstes Werk. Am 23. Dezember wird der russische Konzern Nornickel sein Werk nahe der Stadt Kirkenes im äußersten Nordosten Norwegens dichtmachen.
Jährlich bis zu 500.000 Tonnen Schwefeldioxid wurden hier freigesetzt, es verwandelte die Region kilometerweit in eine Wüste. Zuletzt war die Zahl auf 80.000 Tonnen gesenkt worden, doch die in Norwegen geltenden SO2-Grenzwerte wurden in Nordnorwegen trotzdem überschritten, ebenso die russischen; die Emissionen lagen achtmal höher als erlaubt.
In Kirkenes und im Pasviktal begrüßt die Bevölkerung das Aus der Fabrik nur wenige Kilometer jenseits der Grenze zu Russland. „Na klar ist das sehr gut“, meint Marta Møllersen, örtliche Vorsitzende der Umweltbewegung Natur og Ungdom. Und dass das Werk in Nikel dichtmachen müsse, sei vielleicht auch ein Signal dafür, dass für andere russische Umwelthotspots die Zeit ablaufe.
„30 Jahre verspätet, aber sehr erfreulich“, kommentiert Thomas Nilsen, Redakteur der Online-Publikation Barents Observer, „das bringt die größte SO2-Reduktion in Nordeuropa seit Jahrzehnten.“ Hinter dem Schritt von Nornickel sieht Nilsen zwei Gründe: Die Verlegung der Produktion in das 50 Kilometer entfernt liegende, modernere und weltweit größte Nickelschmelzwerk in Monchegorsk spare dem Konzern vermutlich Geld.
Ein Umweltalibi
Und es sei ein Umweltalibi: „Nickel ist ein Metall, das wegen der grünen Umstellung der Weltwirtschaft – es spielt unter anderem für die Batterien in E-Autos eine große Rolle – in Zukunft stark nachgefragt sein wird.“ Nornickels Hauptaktionär Wladimir Potanin wolle gern ein „grüngewaschenes Image“ haben: „Und dazu soll die Schließung des alten Schmelzwerks beitragen“, sagt Nilsen.
Von „grün“ kann bei Nornickel insgesamt allerdings keine Rede sein. Der Konzern, der seine hauptsächlichen Produktionsstätten neben der Kolahalbinsel auf der arktischen Taimyrhalbinsel hat – dort war es im Mai erst zu einer Umweltkatastrophe durch Dieselöl und einen Monat später durch chemische Abwässer gekommen –, platziert sich mit seinem Schmelzwerk in Norilsk und einem jährlichen Schwefeldioxidausstoß von 1,9 Millionen Tonnen als größter SO2-Emittent weltweit. Statt in Reinigungstechnik zu investieren, schüttete man 2018 lieber 3,7 Milliarden Dollar an seine Aktionäre aus.
Schon vor Wochen appellierten Samen aus Russland und Norwegen an den Tesla-Gründer Elon Musk, keine Geschäfte mehr mit Nornickel zu machen. Solange der Konzern auf den Halbinseln Kola und Taimyr ihr zerstörtes Land nicht rekultiviert hat, die Rechte der indigenen Völker anerkennt und ihnen Mitspracherechte an allen Projekten einräumt, die ihre Lebensgrundlage betreffen, bleiben sie bei ihrem Appell.
Leser*innenkommentare
tomás zerolo
@TOMAS ZEROLO
Öh. Hier richtig:
m.reporterre.net/L...Nouvelle-Caledonie
Sorry for the inconvenience.
tomás zerolo
@WILLI MÜLLER ALIAS JUPP SCHMITZ
Oder ohne den Google dazwischen:
Kids, Guckt Euch Eure URLs an. Der böse Wolf lauert überall im Wald...
;-D
Aber ja, danke für den Link!
Willi Müller alias Jupp Schmitz
@tomás zerolo Danke für den Hinweis, nur da muss man ja schon fast für studiert haben...
Willi Müller alias Jupp Schmitz
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