Umfrage zu Fleischkonsum: Jüngere besonders oft Vegetarier
Junge Menschen sind laut einer Umfrage doppelt so oft Vegetarier wie die Gesamtbevölkerung. Die meisten sehen sich als Teil der Klimaschutzbewegung.
Die Tierhaltung verursacht laut „Fleischatlas“ 14,5 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Die Fleischproduktion trage auch zum Aussterben von Tier- und Pflanzenarten bei. Zudem gibt es immer wieder Skandale wegen Tierquälerei wie aktuell in einem Schlachthof in Brandenburg, der auch Ökoschweine für die Supermarktkette Bio Company getötet hat.
75 Prozent der jungen Veganer*innen, aber nur 15 Prozent der Allesesser*innen sehen sich laut Umfrage als Teil der Klimaschutzbewegung. 92 Prozent der Vegetarier und 64 Prozent der Omnivoren lehnten die Arbeitsbedingungen in der Fleischwirtschaft ab. Rund ein Drittel derjenigen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, hätten erst im vergangenen Jahr auf fleischfrei umgestellt. Ab 2019 wurde die Klimaschutzbewegung Fridays for Future populär, 2020 gab es mehrere große Corona-Ausbrüche in Schlachthöfen.
Eine Spaltung zwischen Stadt und Land oder Westen und Osten habe die Umfrage nicht ergeben. Kleine Unterschiede zeigten sich nur bei den Flexitariern, die lediglich manchmal Fleisch essen – sie seien in den Metropolen etwas stärker vertreten. Für die Analyse wurden laut Fleischatlas rund nach Geschlecht, Region und Bildung repräsentativ ausgewählte 1.200 Personen online interviewt.
Böll-Stiftung und BUND forderten von der Politik Kampagnen und eine Haltungskennzeichnung, um den Fleischverbrauch um mindestens die Hälfte zu reduzieren. Wegen der niedrigen Preise falle es den Landwirten schwer, mehr für Umwelt- und Tierschutz zu tun, sagte Bandt. „Daher sind die derzeitigen Proteste der Bäuerinnen und Bauern gegen die Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels vollkommen richtig“, so der Umweltschützer. Auch deshalb müsse Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) eine Tierwohlabgabe auf Fleisch einführen lassen, die Höfen zugutekommt.
Gleichzeitig solle die EU ihre Landwirtschaft wie von der Welthandelsorganisation WTO erlaubt gegen Sozial- und Umweltdumping durch Importe schützen. „Wir werden es nicht schaffen, in Europa und in Deutschland zu den Bedingungen zu produzieren, wie das in der Ukraine, in China oder sonst wo möglich sein wird“, sagte der BUND-Chef. Die Landwirte der EU müssten sich mit höheren Standards, nicht immer billigeren Produkten durchsetzen. Viele Bauern wehren sich gegen höhere Anforderungen, weil diese ihre Produktion verteuern.
Ein nun vom Deutschen Tierschutzbüro veröffentlichtes Video aus einem Schlachthof in Neuruppin zeigt, dass dort Schweine getreten, geworfen und mit Haken geschlagen wurden. Viele Tiere seien vor ihrer Tötung unzureichend betäubt worden, so die Organisation.
„Unstreitig ist hier eine Vielzahl von Verstößen zu sehen“, schrieb die zuständige Amtstierärztin des Kreises Ostprignitz-Ruppin, Simone Heiland, der taz. Dies sei insbesondere deswegen nicht nachvollziehbar, weil der gezeigte Mitarbeiter genau wisse, wie ein Schwein tierschutzgerecht betäubt werden müsse, sagte Heiland. „Er war bei jeder Kontrolle derjenige, der die Tiere ruhig, schnell und schonend betäubte.“ Das Amt habe nun „zwei Hauptakteuren“ das Schlachten verboten.
Bio Company listet beschuldigten Schlachthof aus
Die Bio Company erklärte, sie habe ihre Belieferung aus dem Schlachthof „sofort nach Bekanntwerden der Vorfälle im Dezember“ gestoppt. Die Kette sei nicht Hauptabnehmer gewesen, sondern habe „weniger als zehn Prozent des dort verarbeiteten Volumens“ gekauft.
Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt nach eigenen Angaben wegen des Verdachts von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz.
Die Geschäftsleitung des Schlachtunternehmens teilte mit, die Aufnahmen des Tierschutzbüros zeigten, dass Mitarbeiter in dem Betrieb nicht entsprechend interner Vorschriften gearbeitet hätten. Die verantwortlichen Mitarbeiter seien entlassen und gegen sie Strafanzeigen gestellt worden.
Zudem sei bereits vor Kenntnis der Vorfälle ein Investitionsprogramm begonnen worden, erklärte die Geschäftsleitung. Damit sollten in dem Schlachthof die Arbeitsabläufe so verändert werden, dass solche Verstöße nicht mehr vorkommen könnten. So solle im Bereich der Schlachtung eine Videoüberwachung installiert und die „Betäubeaufzeichnung“ erneuert werden.
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