EU-Pläne für Big-Tech-Regulierung: Großes, kleines Internet

Es ist richtig, dass die EU-Kommission Monopole im Internet verhindern will. Aber der Lobbydruck der Konzerne wird enorm sein.

Logos für Apps der US-Internetkonzerne Google, Amazon und Facebook auf dem Display eines iPads

Wenige große Plattformen dominieren den Markt Foto: Riccardo Milani/imago

Das Internet wird größer. Jeden Tag kommen neue Tweets dazu, neue Bilder auf Instagram, neue Inhalte bei Facebook und auf Nachrichtenseiten. Alleine bei Youtube laden Nutze­r:in­nen täglich Videomaterial mit einer Abspieldauer von über einer Milliarde Stunden hoch. Neue Geräte gehen ans Netz, von Küchenmaschinen bis hin zu ganzen Fabriken. Die Zahl der Menschen, die das Internet nutzen, ist endlich, die Zahl der Dinge, die damit verbunden sind, nicht.

Gleichzeitig wird das Internet immer kleiner. Wenige große Plattformen dominieren den Markt. Manifestieren ihre Macht. Und bauen eigene, möglichst abgeschlossene Ökosysteme. Warum kann man zum Beispiel keine Nachrichten von Whatsapp zu Signal schicken? Bei E-Mails gibt es doch auch offene Standards, warum also nicht hier? Die Antwort ist natürlich, dass die Anbieter kein Interesse daran haben, sondern auf den Netzwerkeffekt setzen: Alle gehen da hin, wo alle sind. Neue Messenger-Nutzer:innen zu Whatsapp, weil da alle Freund:innen sind. Neue Händler:innen zu Amazon, weil da alle Kund:innen sind. Und das ist nur der offensichtliche Teil des Internets. Dass Amazon bei Cloud-Diensten weltweit dominiert, Google bei Website-Analyse und Werbeanzeigen – das ist weniger sichtbar.

Umso wichtiger ist es, dass die EU-Kommission die Situation erkannt hat und mit neuen Regeln den Markt verändern will. Wettbewerb fördern, Monopolbildung verhindern, Rechte von Nutzer:innen stärken. Viele richtige Ideen sind schon dabei, viele fehlen noch, etwa ein simples Verbot von personalisierter Werbung.

Die Lobbyisten in Brüssel werden dabei nicht tatenlos bleiben. Bereits bei der Arbeit an der Datenschutz-Grundverordnung war zu beobachten, wie brachial die großen Konzerne ihre Interessen durchsetzen. Und seitdem hat die Lobbyslative ihre Kräfte noch verstärkt. Die beteiligten EU-Gremien brauchen daher nicht nur ein dickes Fell. Sondern die Überzeugung, dass strenge Regeln für alle, die keine globale Onlineplattform sind, nur Vorteile bringen.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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