: Flug mit der Soli-Drohne
Die Band Meute dreht ein Soli-Video für die Fux-Kaserne in Hamburg
Von Knut Henkel
Die Treppe aufs Dach der Viktoria-Kaserne in Hamburg ist schmal und steil, die Dachluke eng. Etwas Jonglieren und Balancieren müssen die elf Musiker der Band Meute schon, um mit der dicken Tuba, der Marimba und der Base-Drum auf das Dach zu gelangen. Ein perfekter Ort für ein Video: spektakulär und zugleich coronatauglich. Im Januar ist die „Techno Marching Band“, wie sie sich selbst bezeichnet, in den genossenschaftlich betriebenen Produktionsort gezogen. Als Newcomer wollte sie ihren solidarischen Beitrag leisten und sich für den dortigen kleinen Club Slot engagieren. „Doch mal eben ein Konzert im und für das Slot zu spielen, geht ja nun nicht. So ist die Idee mit dem Video entstanden“, erzählt Meute-Initiator Thomas Burhorn. Seit März sind Clubabende oder Konzerte wegen Corona weggebrochen, Miete und Nebenkosten laufen jedoch weiter. „Alternative Finanzquellen müssen also her“, so Petra Barz, eine der Fux-Initiator*innen.
Schon Ende Juni brachte der Live-Stream des Soli-Konzerts der Kreativ-Punks von Oma Hans ein wenig Geld in die leeren Slot-Kassen, Meutes „Move to the Roof“, das Video vom Konzert am 15. August, ist nun der zweite Soli-Stream.
Für das Kamerakonzept des Videos zeichnet der Filmemacher Felix Grimm verantwortlich, der ebenfalls ein Büro in der Fux-Kaserne hat. Sechs Kameras, zwei fest installiert, drei mobil auf dem Dach, plus eine Drohne haben die Band aus jeder erdenklichen Perspektive eingefangen, sind den elf Musikern quasi in die Blechinstrumente gekrochen. Das i-Tüpfelchen der Aufnahmen sind die Sequenzen des Drohnenfluges über das Helenenviertel, die Kaserne und die Blaskapelle in von Scheinwerfern durchbrochenen Nebelschwaden.
Für Thomas Burhorn ist das ein wichtiger Nebeneffekt: „Wir wollen auch das Fux vorstellen. Orte wie dieser sind Keimzellen der Kultur, prägen die Vielfalt unserer Gesellschaft und sind in der Pandemie gefährdet.“ Ihren Beitrag leisten will Meute, gerade weil es ihnen im Vergleich zu vielen anderen Künstlern in der derzeitigen Situation noch etwas besser geht. „Wir haben jetzt immerhin noch ein paar Konzerte, das eine oder andere Projekt wird finanziert. Andere haben das nicht“, sagt Burhorn. Zwar gibt es Corona-Förderprogramme für Künstler, Kleinselbstständige und andere Kreative, die greifen aber längst nicht immer und die Coronakrise wird sich noch über Monate hinziehen. „Ein Saxofonist kann zwar Fördermittel für ein Büro und Betriebskosten beantragen, aber nicht für Lebenshaltungskosten. Doch kaum ein Blasmusiker hat ein Büro und dass er leben muss, wird nicht berücksichtigt“, kritisiert der Trompeter die Ausrichtung der Förderprogramme.
Für Petra Barz ist klar: Um Kulturveranstaltungen trotz der Pandemie zu ermöglichen, braucht es mehr Kreativität, aber auch mehr Mittel, um das zu erhalten, was nach der Pandemie umso wichtiger sein wird: Orte, die ohne viel Geld nutzbar sind.
Im Fux wurde bereits im April ein aus Spenden generierter Notfalltopf aufgelegt, der genau das ermöglichen soll. Je länger die Krise jedoch dauert, desto wichtiger wird mehr strukturelle, unbürokratische Hilfe für solidarische Orte wie das Fux. Darauf soll der Gig von Meute in der untergehenden Sonne aufmerksam machen und auch auf das kreative Potenzial, das darin steckt.
Auf der Internetseite des Clubs Slot kann man noch bis Ende Januar spenden. Am Mi, 4. 11., ist das Konzert noch einmal im Stream zu sehen: https://www.slot-hh.org/
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