Kartellverfahren gegen US-Konzern: EU verklagt Amazon

Der Internetriese nutze Daten der externen Händler auf der eigenen Plattform unfair, meint die EU-Kommission. Dem US-Konzern drohen Milliardenstrafen.

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Die EU wirft Amazon vor, Daten für unfaire Methoden im Konkurrenzkampf mit Händlern zu nutzen Foto: Mike Segar/reuters

BRÜSSEL AP/taz | Die Europäische Union hat gegen den Onlineversandhändler Amazon Anklage wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Kartellrecht erhoben. Die Anklageschrift sei am Dienstag an das US-Unternehmen geschickt worden, teilte die EU-Kommission mit.

Sie wirft dem Unternehmen vor, Daten für unfaire Methoden im Konkurrenzkampf mit Händlern zu nutzen, die auf der Amazon-Plattform aktiv sind. Insbesondere stehen dabei die E-Commerce-Dienste in Frankreich und Deutschland im Fokus, die beiden größten Märkte in der EU.

Seit 2018 prüft die Europäische Union Amazons Doppelrolle als Marktplatz und Händler: Amazon verkauft eigene Produkte und erlaubt zusätzlich auch Drittanbietern, ihre Produkte über die Webseite zu verkaufen. 2019 stammte mehr als die Hälfte der bei Amazon verkauften Produkte weltweit von diesen Drittanbietern.

Die EU-Kommission beschuldigt den Internetkonzern, nicht öffentliche Geschäftsdaten systematisch für seine Marktdominanz zu nutzen, „um die normalen Risiken des Wettbewerbs“ zu vermeiden.

Amazon weist die Anschuldigungen zurück

Hat die Klage Erfolg, drohen Amazon mögliche Strafen von bis zu 10 Prozent seines Jahresumsatzes weltweit. Das könnte einer Milliardensumme entsprechen. Amazon setzte 2019 rund 280,5 Milliarden US-Dollar (237,6 Mrd. Euro) um.

Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager sagte, die EU mache sich Sorgen über das spezielle Geschäftsverhalten des Konzerns, das den Anschein mache, den Wettbewerb zu verzerren. „Daten zur Aktivität der anderen Händler sollte Amazon nicht zum eigenen Vorteil in dem Geschäftsbereich nutzen, indem es als Konkurrent zu diesen Händlern auftritt“, sagte Vestager am Dienstag.

Amazon wies die Anschuldigungen der EU zurück. In einer Stellungnahme erklärte das Unternehmen, es sei mit den vorläufigen Schlüssen der Kommission nicht einverstanden und werde alles versuchen, sicherzustellen, dass sie die Fakten genau verstehe.

Die EU geht schon länger gegen große Internetfirmen vor mit dem Ziel, letztlich deren Macht und Marktdominanz zu beschneiden. Gegen Google verhängte die Kommission in den vergangenen Jahren mehrere Strafen in Milliardenhöhe.

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