Mehr Tests statt weniger Besuch

Streit um Besuchsverbote in Heimen: PatientInnenschützer Reinhard Leopold kämpft gegen das „Wegsperren“, der Sprecher der Wohlfahrtsverbände verteidigt „rigide Kontaktbeschränkungen“

Der Bremer PatientInnenschützer Reinhard Leopold warnt vor weiteren Abschottungen von Pflegeheimen in der Coronapandemie. „Die Folgen des Lockdowns gehen über zeitweise Härten und Einschränkungen deutlich hinaus.“ Die Menschen erlitten bleibende Schäden, mahnte er im Interview mit dem Bremer Kurier am Sonntag. „Das Wegsperren von Heimbewohnern ist keine Lösung und darf es nie mehr geben.“

Zum Beispiel seien wichtige Therapien für BewohnerInnen weggefallen, sagte der Bremer Regionalvertreter des Biva-Pflegeschutzbundes. „KrankengymnastInnen, ErgotherapeutInnen oder FußpflegerInnen „durften nicht mehr in die Pflegeheime kommen. Das hat zum Teil langfristige medizinische Folgen, weil die Pflegekräfte das nicht auffangen konnten.“

Der Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände in Bremen, Arnold Knigge, rechtfertigte dagegen die Schließungen. „Wir haben die tödlichen Konsequenzen gesehen, die ein Infektionsgeschehen in den Pflegeheimen anrichten konnte“, sagte er. „In der Rückschau würde ich darum sagen, die verfügten rigiden Kontaktbeschränkungen für die sehr verletzlichen Bewohner in den Einrichtungen waren richtig.“ Zugleich sei er optimistisch, dass man die Häuser nicht noch einmal vollkommen schließe. Die bestehenden Besuchskonzepte und „hohen Hygieneanforderungen“ reichten aus. Die Ausweitung der Schnelltests sei eine wichtige Ergänzung, so Knigge.

Auch André Vater, der Vorstandsvorsitzende der Bremer Heimstiftung, setzt laut Kurier am Sonntag unter anderem auf die Schnelltests. „Zurzeit wird alles unternommen, um Risikogruppen zu schützen, ohne Freiheitsrechte über Gebühr einzuschränken. Ich glaube, dass das gut gelingt“, sagte er.

Der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, Bernd Meurer, wies auf verbesserte Bedingungen hin: „Als das Virus Deutschland im Frühjahr heimsuchte, standen uns fast keine Masken, Schutzkittel, Desinfektionsmittel und Einmalhandschuhe zur Verfügung. Diese Situation hat sich glücklicherweise vollkommen geändert.“ (epd)