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Hochschulen mit Hygieneplan

Die akademische Aussperrung soll ein Ende haben: Mit Beginn des Wintersemesters in dieser Woche wollen Berlins Hochschulen wieder öffnen

von Manfred Ronzheimer

Seit März, als Corona auch die Berliner Universitäten, Kunst- und Fachhochschulen Knall auf Fall traf, gab es für die rund 190.000 Studierenden nur noch den heimischen Schreibtisch – und per Video-Stream und Mail Kontakt mit Professoren und Kommillitonen.

Was von der technischen Seite sogar besser als erwartet funktionierte. „90 Prozent unserer Lehrveranstaltungen konnten wir ins digitale Format übertragen“, bilanzierte jetzt Sabine Kunst, die Präsidentin der Humboldt-Universität. Auf der Negativ-Seite steht der Totalverlust des universitären Ambiente und des fröhlichen Studentenlebens in seinen sozialen und kulturellen Facetten.

In einer Befragung durch das Deutsche Zentrum für Wissenschaftsforschung wurde ermittelt, wie die Studierenden bundesweit mit dem Uni-Shutdown zurande kamen. Laut Wissenschafts-Staatssekretär Steffen Krach, der die Zahlen auf einer Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag vorstellte, gaben 24 Prozent der Hauptstadt-Studis an, dass sie in ihrer privaten Wohnung keinen geeigneten Platz zur Teilnahme an der digitalen Lehre haben. Und über 80 Prozent erklärten, sie vermissten den Kontakt zu ihren Kommilitonen und Professoren.

Am härtesten traf es die Studienanfänger, denn die Erstsemester lernten ihre neue Hochschule nur auf dem Flachbildschirm kennen. „Deshalb sollen die Erstsemester diesmal Vorfahrt haben“, erklärt Präsidentin Kunst. Für sie wie auch für die ausländischen Studierenden werden die Präsenzveranstaltungen priorär angeboten. In Weißensee hat die Kunsthochschule die dortige Freilichtbühne gemietet, um mit ihren knapp 120 Neulingen ein gemeinsames „Willkommen“ zu feiern.

„Unser Ziel ist es, dass die Studierenden so oft wie möglich vor Ort ihrem Studium nachgehen und möglichst alle Prüfungen absolvieren können“, erklärt Staatssekretär Krach. und stelltedas Basis-Dokument für die Lockerungen vor: den „Berliner Stufenplan für den Hochschulbetrieb unter Pandemiebedingungen“.

Auf elf Seiten ist detailliert aufgeführt, wie ein Präsenzunterricht in der Pandemie möglich ist. „Damit möchten wir verhindern, dass die Hochschulen einzeln oder gesamt komplett wieder in den Lockdown gehen müssen“, erklärt Krach.

Für alle Hochschulen wurden Hygienepläne aufgestellt und spezielle Räume für die Lehre und Arbeitsplätze in den Bibliotheken mit Abstandswahrung eingerichtet. Auch für die Durchführung der Prüfungen wurden Rahmenbedingungen erlassen. Auszug: „Die maximale Personenzahl pro Raum ist aus der jeweiligen Verkehrsfläche und dem Mindestabstand von 1,5 Metern zu errechnen und darf nicht überschritten werden.

Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes wird dringend empfohlen“. Auch die Mensen und der Hochschulsport werden vom Reglement erfasst.

Nothilfe läuft aus

Mit dem Stufenplan, so hoffen die die Hochschul-Leitungen, soll bei Auftreten einer Covid-19-Infektion schnell lokal reagiert und der Verlauf samt Beteiligten lückenlos dokumentiert werden.

Für die technische Ausstattung macht der Senat in diesem Semester noch einmal drei Millionen Euro locker. Damit sollen vor allem Endgeräte für Studierende beschafft werden können. Im ersten Halbjahr waren mit einem Sofortprogramm 10 Millionen Euro in die Hochschulen geflossen, um dort die Rechentechnik aufzurüsten und Konferenzsoftware für die Online-Lehre zu beschaffen.

Nach Angaben des Staatssekretärs wird der Senat auch den Nothilfefonds für Studierende um zwei Millionen Euro aufstocken. Denn das Bundesbildungsministerium unter Führung von CDU-Ministerin Anja Karliczek lässt Ende September seine befristete Studenten-Nothilfe auslaufen.

Eine Entscheidung, die Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD), der zugleich das Wissenschaftsressort leitet, „wirklich fassungslos“ macht.

Die Corona-Pandemie sei keineswegs vorbei. „Bundesweit leiden immer noch zigtausende Studierende unter ihren Auswirkungen und sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen“, erklärt Müller.

Die Überbrückungshilfe des Bundes müsse daher „umgehend fortgesetzt werden“, fordert der Senatschef. „Und auch die lebensfremden Förderregeln des Programms gehören schnell auf den Prüfstand“. In der kalten Jahreszeit kann es in der Hochschulpolitik noch richtig hitzig werden.

Die Vorlesungszeit für das Wintersemester 2020/2021 startet für alle Kunsthochschulen und für höhere Semester an Fachhochschulen bereits am 1. Oktober. Am 2. November 2020 beginnen alle Semester an den Universitäten und die Erstsemester an den Fachhochschulen.

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