Globale Energiewende: Viele Stromkonzerne bleiben fossil

Eine Studie zeigt: Die meisten Stromversorger weltweit verändern ihr Geschäftsmodell trotz des Klimawandels kaum.

Ein Mann mit gelbem Schutzhelm wischt mit einem Staubfeudel über Solaranlagen

Die weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien stagnieren Foto: reuters

BERLIN taz | Die weltweite Stromwirtschaft hat sich nicht darauf vorbereitet, dass die Treibhausgasemissionen für den Klimawandel bald auf null sinken müssen. Das legt eine Studie der britischen Oxford-Universität nahe. Demnach hat nur einer von zehn Stromkonzernen in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehr in die Nutzung von Sonne, Wind und Co. investiert als in die von Kohle, Öl und Gas.

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Galina Alova hat die Aktivitäten von rund 3.000 Unternehmen analysiert. Der Großteil der Firmen habe sein Portfolio seit 2001 kaum verändert. Von den wenigen Unternehmen, die stärker in erneuerbare Energien investiert haben, bauen demnach rund 60 Prozent trotzdem auch weiterhin ihr fossiles Geschäft aus.

„Auch wenn es ein paar Beispiele von Stromunternehmen gibt, die wirklich auf erneuerbare Energien setzen, zeigt die Studie, dass der Sektor die Energiewende langsam oder gar nicht in Angriff nimmt“, schlussfolgert die Autorin.

Alova warnt: „Dass die Unternehmen immer weiter in fossile Kraftstoffe investieren, birgt das Risiko von sogenannten Stranded Assets.“ Das sind Vermögenswerte, die früher als ursprünglich geplant abgeschrieben werden müssen.

Investitionen stagnierten

Die EU plant derzeit beispielsweise festzuschreiben, als Staatenbund 2050 klimaneutral zu werden. Wenn die gesamte Welt einen solchen Plan schmieden und einhalten würde, gäbe es immerhin eine Fifty-fifty-Chance auf das 1,5-Grad-Ziel – also darauf, dass die globale Temperatur im Durchschnitt um nicht mehr als 1,5 Grad über das vorindustrielle Niveau ansteigt. Für eine größere Wahrscheinlichkeit müsste man die weltweite Klimaneutralität früher erreichen. Für ein großes Kraftwerk, das Jahrzehnte laufen muss, bis es sich rechnet, könnte es dann also eng werden.

Alovas Untersuchung hat ergeben, dass zehn Prozent der Stromkonzerne besonders auf Gas setzen – vor allem auf dem US-Markt, stark aber auch in Russland und Deutschland. Ihr Geschäft mit der Kohle bauen weltweit hingegen nur zwei Prozent der Konzerne weiter aus. In dieser Gruppe spielen vor allem chinesische Konzerne eine gewichtige Rolle, aber auch indische und vietnamesische.

Die weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien stagnieren aktuell mehr oder weniger. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 282 Milliarden US-Dollar investiert – ein Prozent mehr als im Vorjahr, aber zehn Prozent weniger als im Rekordjahr 2017. Das geht aus einem Trendbericht hervor, den das UN-Umweltprogramm Unep, der Analysedienst „Bloomberg New Energy Finance“ und die Frankfurt School of Finance and Management im Juni vorgelegt haben.

Weil aber die Kosten für Photovoltaik Ende vergangenen Jahres um 83 Prozent niedriger lagen als noch ein Jahrzehnt zuvor, konnten mit weniger Geld immerhin mehr Erneuerbaren-Anlagen installiert werden.

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