Die Wochenvorschau für Berlin: Dahin, wo die Reichen wohnen

Das wird eine reiche Woche: Das Filmmuseum Potsdam beschäftigt sich mit den Pfründen der Habsburger, und eine Demo zieht dahin, wo die Reichen sind.

Champagnerflaschen im Eiskübel

Wer hat, dem wird gegeben, zumindest Champagner Foto: dpa

Die Reputation mag eine Rolle spielen. Auch dass man einfach recht haben will. Und es geht um Pfründe. Es geht also ums Geld. Wobei 1,2 Millionen Euro schon ein hübsches Sümmchen sind. Doch schwerer noch wiegt bei diesem Streit vielleicht, wie es denn um die historische Gerechtigkeit bestellt ist. Und was die eigentlich sein soll.

Diese 1,2 Millionen will bekanntermaßen das Haus Hohenzollern vom Land Brandenburg als Entschädigung für Enteignungen nach dem Zweiten Weltkrieg, außerdem fordert es die Rückgabe von Kunstgegenständen. Zu klären ist dazu die Frage, ob die Hohenzollern dem Nationalsozialismus „erheblichen Vorschub“ geleistet haben. Wenn ja, entfällt der Anspruch auf Entschädigung.

Entschieden ist noch nichts. Aber etwas historische Hilfestellung wird es bestimmt am Dienstag im Filmmuseum Potsdam geben, wenn sich Martin Sabrow, Leiter des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam, in seinem Vortrag „Die Hohenzollern in der Öffentlichkeit nach 1918“ mit den politischen Auseinandersetzungen um das deutsche Kaiser- und preußische Königshaus befasst. Nach dem Vortrag um 18 Uhr ist mit „Majestät brauchen Sonne“, Peter Schamonis Filmdoku über den letzten deutschen Kaiser Wilhelm II., zu sehen.

In dem Zusammenhang muss unbedingt auch auf die interessante arbeitsrechtliche Argumentation verwiesen werden, mit der kürzlich der taz-Kollege Daniél Kretschmar zum Schluss kam, dass da für die Hohenzollern nichts zu holen ist: da sie eben nicht in der Lage seien, ein „ununterbrochenes Beschäftigungsverhältnis nachzuweisen“, weil doch ein Hohenzollern zuletzt 1918 an seinem Arbeitsplatz als König von Preußen und deutscher Kaiser erschienen sei. Unter dem Stichwort „Hohenzollern“ ist diese Leseempfehlung auf taz.de schnell gefunden.

Dass man in Deutschland also seit über 100 Jahren keinen Diener mehr machen muss beim Kaiser und dass einem die Kaiserzeit dennoch weiter an den Hacken klebt (vom Stadtschloss nicht zu reden) heißt eben, dass einen die Geschichte so schnell nicht loslässt.

So muss man sich vielleicht immer wieder mal diesen Vergewisserungsfragen stellen: Wer sind wir? Wo kommen wir her? Stammesforschung. Die alten Germanen stecken den Deutschen jedenfalls doch noch in den Knochen, zumindest verbergen sie sich hier und da, zum Beispiel im englischen Germany. Wer mehr wissen will, was es mit den Germanen auf sich hatte, findet reichlich Ansichtsmaterial in einer Ausstellung in der James-Simon-Galerie, ab Freitag, wenn „Germanen. Eine archäologische Bestandsaufnahme“ startet.

Am Wochenende gibt es außerdem eine Antwort auf einen Karnevalsschlager, „Wer soll das bezahlen?“ Na klar: Die, die so viel Geld haben. „Die Reichen müssen für die Krise bezahlen!“, meint man beim Bündnis „Wer hat, der gibt“ und ruft am Samstag zu einem bundesweiten Aktionstag. In Berlin startet die Demo um 18 Uhr am Adenauerplatz, es geht dahin, wo der Reichtum wohnt.

Es geht eben nicht nur ums Geld. Es geht auch darum, wer es hat.

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