Forscher finden Nanopartikel: Plastik auch in Meeresfrüchten

Meeresfrüchte-Fans essen immer Plastik mit, vor allem PVC. Laut einer Studie sind in erster Linie Sardinen, Garnelen und Krabben betroffen.

vier rohe Sardinen liegen auf einem Holzbrettchen mit Kräutern und Pfefferkörnern garniert

Sieht lecker aus, enthält aber zu 30 Milligramm Plastik – das ist das Gewicht eines Reiskorns Foto: Panthermedia/imago

BERLIN taz | Plastik gehört weder in die Meere noch in den Körper. Und doch atmet der Mensch winzige Kunststoffüberreste ein oder nimmt sie durch Essen und Wasser auf. Wie allgegenwärtig die Mikro- und Nanoschadstoffe sind, zeigt nun eine weitere Untersuchung. Dass das Meer stark verunreinigt durch Mikroplastik ist, sei bekannt, wie stark hingegen marine Nahrung betroffen ist, noch nicht, schreiben die Forscher*innen von der britischen Universität Exeter und der australischen Universität Queensland. Sie untersuchten fünf beliebte Meeresfrüchte – und fanden überall Plastikspuren.

Für die Studie, die in der Zeitschrift Environmental Science & Technology veröffentlicht wurde, kauften sie auf einem Markt in Australien fünf wilde blaue Krabben, zehn gezüchtete Tigergarnelen, zehn wilde Tintenfische, zehn gezüchtete Austern und zehn wilde Sardinen.

Je nach Spezies, aber auch zwischen Individuen derselben Art, sei die Menge des aufgenommenen Kunststoffes sehr unterschiedlich. So stellten die Forscher*innen mit Hilfe einer neuen Technik, die gleichzeitig nach fünf verbreiteten Kunststoffarten suchen kann, fest, dass die gekauften Tintenfische die wenigsten Spuren enthielten. Die größten Mengen enthielten die Sardinen.

Meeresfrüchte-Liebhaber*innen essen neben dem Fleisch der Tiere also immer Plastik mit: Bei einer durchschnittlichen Portion Austern oder Tintenfisch könnten etwa 0,7 Milligramm drin sein. Eine Portion Garnelen liefert 1,1 Milligramm mit und Krabben 3 Milligramm. Wer eine Portion Sardinen isst, kann gar bis zu 30 Milligramm Plastik aufnehmen – das ist das Gewicht eines Reiskorns.

Vor allem PVC gefunden

In der höchsten Konzentration tauchte Polyethylen – ein Kunststoff, der in Filmen und Laminaten vorkommt – in den Proben auf. In jeder Probe und damit am häufigsten kam Polyvinylchlorid, auch PVC genannt, vor. Es wird zum Beispiel in Fensterprofilen, Rohren, Schallplatten, Kabelummantelungen oder Bodenbelägen benutzt.

Ob und wie genau sich das Mikroplastik auf den Menschen und Landsäugetiere auswirkt, weiß die Forschung noch nicht. Wie es Meerestieren mit den winzigen Plastikresten ergeht, ist bekannter: Viele Meerestiere kämpfen mit physischen Schäden und Veränderungen des Stoffwechsels oder sterben. Gestrandete Wale sind oft vollgestopft mit Müll.

Mindestens 11.000 Mikroplastikpartikel können etwa Menschen jährlich verschlucken, die an Orten leben, wo besonders viele Meeresfrüchte verspeist werden, legen Studien nahe. Untersuchungen zeigen auch: Zucker, Salz, Alkohol und Wasser enthalten ebenso Mikrokunststoffe, aber der Mensch nimmt sie am stärksten über Meeresfrüchte auf.

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