Ralf Pauli über das neue Schuljahr und steigende Coronazahlen
: Eine schwere Aufgabe

Zugegeben: Die Bildungs­minister:innen haben keine Chance, es im neuen Schuljahr allen Seiten recht zu machen. Zumindest nicht, seitdem die Corona-Neuinfektionen in den vergangenen Tagen eine zweite Welle ernsthaft befürchten lassen. Setzen die Minister:innen auf Präsenzunterricht in voller Klassenstärke – damit diejenigen, die beim digitalen Lernen nicht mitgekommen sind, nicht weiter abgehängt werden –, gelten sie manchen Eltern schon als fahrlässig. Versuchten sie umgekehrt, die Verbreitung des Virus über präventive Schulschließungen zu verhindern, vergrößern sie ungewollt die Wissenslücken und die soziale Ungerechtigkeit im Land. So weit, so unauflösbar.

Den Ländern bleibt also nicht viel mehr übrig, als die Rahmenbedingungen für alle Szenarien – Regelunterricht, vereinzelte Schulschließungen, flächendeckender Lockdown – möglichst zu optimieren und dann je nach Lage vor Ort umzusetzen. Und genau das haben sie auch vor. Das muss man ihnen zugutehalten. Die Frage ist natürlich, ob die Bildungsminister:innen in den Sommerferien an den richtigen Schrauben gedreht haben. So können die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern, die heute als erste bundesweit den Unterricht aufnehmen, zwar für die nächste Homeschoolingphase digitale Geräte verteilen. Auch können nun ganze Klassen von zu Hause aus über eine fancy Lernplattform kommunizieren. Nur hat die Landesregierung den Netzausbau auf dem Land verschlafen. Das bedeutet, dass noch immer nicht alle am digitalen Unterricht teilnehmen können. Andersherum zeigen Länder wie Hamburg oder Bremen, indem sie sichere FFP2-Masken, Schutzvisiere und präventive Tests für ihre Lehrkräfte anbieten, dass sie die Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen nicht aus den Augen verloren haben.

Zum normalen Schulbetrieb zurückzukehren war nach so vielen anderen Erleichterungen im Lockdown überfällig. Sollte es tatsächlich eine zweite Welle geben, dann sicher nicht, weil die Schulen wieder öffnen. Elf Millionen Schüler:innen haben ein Recht auf Bildung.

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